Eine besondere Herausforderung stellt die Musik des Franzosen Gabriel Fauré für alle ausführenden Musiker dar. Denn seine Musik protzt nicht mit donnernden Gesten und Prunk, drängt nicht in die vordergründige Virtuosität, sondern sucht die zarten, zurückhaltenden Töne, die Introversion und die Nuancen « dazwischen ». Die Sonaten verlangen nach Geschmeidigkeit, Flexibilität wie diejenigen von Mozart, und fordern zudem ausgereifte Technik mit allen Voraussetzungen des Virtuosentums des 19. Jahrhunderts.
Doch gerade die wache und flexible Präsenz fehlt in der Aufnahme von Judith Ingolfsson und Vladimir Stoupel. Die Musik gerät über weite Strecken absolut gleichförmig und aussagelos, Phrasierung ist nur erahnbar, anstatt tatsächlich anvisiert, und die dynamische Bandbreite kennt nur sehr wenige Abstufungen. Der Pianobereich ist teils erst gar nicht vorhanden, ein seltenes Pianissimo wird im schnellen Tempo üblicherweise verschleppt und erklingt wie aus weiter Ferne – von organischen Übergängen oder subtilen Details kann nicht die Rede sein. Dafür wird das Poltern im Fortissimo voll – zugleich ebenso eintönig – ausgekostet und die virtuosen Passagen geraten so atem- wie ziellos. Die grundlegende Lyrik Faurés wird durch unsangliches Spiel der Violine und vorzugsweise donnernden Anschlag des Pianisten aus dem Unterarm heraus zertrampelt.
Es gibt ein paar akzeptable Passagen, gerade in den Finalsätzen, doch sind dies anscheinend eher zufällig entstandene Momente, die meiste Zeit über scheinen beiden Faurés Musik mit ihren Eigenheiten wie auch die allgemein geltenden musikalischen (und physikalisch bestätigten) Naturgesetzte von Phrasierung und Artikulation vollkommen egal zu sein. Ein Verständnis über die diffizile Harmonik, die wandelbare Melodieführung oder allgemein die strukturellen Gegebenheiten ist nicht erkennbar. Man muss den Musikern attestieren, dass beide über vorzügliche Fingerfertigkeit verfügen und auch rhythmisch äußerst synchron eine technische Einheit bilden, doch wie weit kann dies bei sturem Notenlesen etwas kompensieren, wo nur in Ausnahmefällen einmal tatsächlich Musik entsteht?
Einziger Lichtblick dieser Einspielung ist der profund verfasste Booklettext von Christoph Schlüren, der ein unglaublich detailliertes Fachwissen in angenehmer Lesbarkeit vermittelt, wie von kaum sonst jemandem so fokussiert auf den Punkt gebracht werden kann.