Albert Roussel blieb in der französischen Musik wegen seiner sehr persönlichen Sprache ein Außenseiter, obwohl er Schüler von d’Indy und Lehrer von Satie, Varèse und Martinu war. Erst ab 1902 ließ er seine Kompositionen gelten. Zunächst impressionistische Tendenzen aufgreifend, wie in der Ersten Violinsonate, gelangte er später zu einem Idiom der Raffinesse und Subtilität mit komplexen harmonischen Wendungen. Zu diesen zwischen 1918 und 1925 entstandenen Werken zählt die Zweite Violinsonate. Danach pflegte er seinen Stil, der dem Neoklassizismus nahe war, aber bzgl. Harmonien, Kontrapunkt und Rhythmen, wie beim Streichtrio, seine Eigenheiten aufwies.
Alle drei Kammermusikwerke zeichnen sich durch handwerklich geschickte Machart aus. Die d’Indy gewidmete Erste Sonate ist das umfangreichste aller seiner Kammermusikwerke und von ausgeprägter Ernsthaftigkeit.
Die Zweite Violinsonate, seinem Kollegen Guy Ropartz gewidmet, ist nur etwa halb so lang, aber genauso zielstrebig. Das Streichtrio, sein letztes vollendetes Werk, ist ein prägnantes Beispiel für den späten Stil.
Der Geiger David Bowlin und der Pianist Tony Cho sind wie Bratschistin Kirsten Docter und Cellist Dmitry Kouzov dem Oberlin Conservatory of Music bei Cleveland verbunden. Sie bieten die Werke mit einem äußerst positiv wirkenden Einsatz an, der sofort für die Musik einnimmt. Steht die Kammermusik in ihre Bekanntheit bei Roussel hinter den orchestralen Werken zurück, so kann man das nach dem Hören dieser Einspielung nicht mehr verstehen.
Jedes der drei Stücke hat einen eigenen Charakter, der es unverwechselbar macht und das bringen die Interpreten geschickt heraus. Sie formen lebendige Erzählungen in Tönen, die weitgehend Unbekanntem auf reizvolle Weise Leben einhauchen. Gestalterisch loten sie die Musik in alle Richtungen aus und wissen die Einzelheiten in die große Gesamtschau einzubinden, so dass vom ersten bis zum letzten Ton eine geschlossene Form entsteht. Man darf dankbar sein, dass sie sich der Werke auf so überzeugende Weise angenommen haben.
Albert Roussel remained an outsider in French music due to his very personal language, although he was a student of d’Indy and a teacher of Satie, Varèse and Martinu. It was not until 1902 that he accepted his compositions. Initially taking up impressionistic tendencies, as in the First Violin Sonata, he later arrived at an idiom of refinement and subtlety with complex harmonic twists. These works, composed between 1918 and 1925, include the Second Violin Sonata. After that, he cultivated his style, which was close to neoclassicism, but had its own peculiarities in terms of harmonies, counterpoint and rhythms, as in the string trio.
All three chamber music works are characterized by skilful craftsmanship. The First Sonata, dedicated to d’Indy, is the most extensive of all his chamber music works and is markedly serious. The Second Violin Sonata, dedicated to his colleague Guy Ropartz, is only about half as long, but just as determined. The String Trio, his last completed work, is a striking example of the late style.
Like violist Kirsten Docter and cellist Dmitry Kouzov, violinist David Bowlin and pianist Tony Cho are associated with the Oberlin Conservatory of Music near Cleveland. They offer the works with an extremely positive commitment that immediately engages the listener. If Roussel’s chamber music lags behind the orchestral works in terms of popularity, this can no longer be understood after listening to this recording. Each of the three pieces has its own character that makes it unmistakable and the performers bring this out skillfully. They form lively narratives in tones that breathe life into the largely unknown in a delightful way. In terms of design, they explore the music in all directions and know how to integrate the details into the overall picture, creating a cohesive form from the first to the last note. We can be grateful that they have taken on the works in such a convincing way.