‘Six Evolutions’ nennt Yo-Yo Ma seine Neuaufnahme der Solosuiten für Cello von Johann Sebastian Bach. ‘Evolutions’, ‘Entwicklungen’ in der Tat, denn der heute 62-jährige amerikanisch-chinesische Cellist hat diese Suiten bereits zweimal aufgenommen. Diese hier sieht er selber als ‘definitiv an: « Bach’s Cello Suites have been my constant musical companions. For almost six decades, they have given me sustenance, comfort, and joy during times of stress, celebration, and loss. What power does this music possess that even today, after three hundred years, it continues to help us navigate through troubled times? »
Seine erste Einspielung entstand, als er Ende zwanzig war, bei der zweiten war er Anfang vierzig. Beide Aufnahmen wurden als mustergültig bezeichnet, doch der Cellist selber glaubte, noch mehr zu diesem Thema sagen zu können.
Und tatsächlich, was auf diesen beiden CDs aus den Lautsprechern klingt, ist in einer Weise abgehoben vom bloßen Spielen, sogar vom bestmöglichen Musikmachen, dass man die Suiten als Nahrung aufnimmt.
Yo-Yo Mas Spiel ist nicht nur reich an Texturen und vielfältig in den Farben. Vor allem faszinieren der Fluss der Musik, die Rhythmen, die Dynamik, die derart frei scheinen, dass man glauben könnte, Ma sei mit Bach eins geworden und könne so die Suiten quasi als Improvisationen spielen – oder sollte man vielleicht eher sagen: singen? Als Hörer fühlt man sich dabei wie ein Baby an der Mutterbrust….