Klang verkleinert, Intensität vergrößert: In dieser Einspielung der Vierten Mahler in der Kammerversion von Erwin Stein knirscht es im Gebälk und es gibt mehr schräge Klange, mehr Ironie, mehr Fratzen, mehr Dämonie, mehr Doppelbödigkeit als in vielen Orchesterversionen, die ich kenne.
Vor allem aber ist das Kammerensemble de facto als solches zu identifizieren. Wie oft schon haben wir bedauert, dass die Tontechniker den Kammerklang dieser Bearbeitung symphonisch aufgeblasen und damit Steins Idee ad absurdum geführt hatten. Das ist hier nicht der Fall, die Instrumente sind im kleinen Ensemble solistisch hörbar, nicht nur, weil der Toningenieur beim Livekonzert in der Hydroelektrischen Zentrale in Heimbach ein perfektes Klangbild besorgt hat, sondern weil zu diesen Solisten herausragende Musiker gehören wie Christian und Tanja Tetzlaff, Alois Posch, Mario Häring und Sharon Kam, die zusammen mit den übrigen Instrumentalisten des Ensembles ‘Spannungen’ Mahlers Gefühlswelt mit dem Seziermesser ausschälen.
Der Putz bröckelt so überall ab und Mahlers zappelnde Musik verliert endgültig ihre Unschuld. In diesem Umfeld wird die Himmelssonne zum flirrenden Neonlicht, Christiane Oelzes Gesang frisst den letzten Sauerstoff auf und plötzlich gibt es nur bleiche Beklommenheit. Der Nachhall der Musik kratzt wie Sand im Ohr…
First of all, this recording truly renders the chamber character of Erwin Stein’s Mahler transcription and enhances the gripping and scrubby performance by an ensemble in which musicians like Tetzlaff (brother and sister), Posch, Häring and Kam provide a lot of expressive intensity.