Die Medienhetze gegen Charles Dutoit hat einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem das ‘Orchestre National de France’ in Paris ihn als Einspringer für den erkrankten Emmanuel Krivine als Dirigent für die ‘Damnation de Faust’ von Hector Berlioz verpflichtet hat. Sicher, Dutoit wurde von mehreren Frauen der sexuellen Belästigung bezichtigt. Doch bewiesen ist nichts. Das ‘Philadelphia Orchestra’ hat nach einer internen Untersuchung mitgeteilt, die Anschuldigungen seien ‘glaubwürdig’, die Untersuchung des Symphonieorchesters von Montreal hat nichts Greifbares ergeben, wurde mitgeteilt. Also: es gibt Beschuldigungen, keine gerichtliche Klage und schon gar kein Urteil. Demnach müsste doch im Zweifelsfalle die Unschuldsvermutung gelten. Warum denn diese geile, unanständige Medienhetze, nicht nur von Skandalblättern, die in Sachen klassische Musik ohnehin nur von Skandalen berichten, sondern sogar von der angesehenen ‘Neuen Zürcher Zeitung’?
Ich fragte mich, wie viele all denen, die sich in solcher Thematik genüsslich baden, nicht irgendwann und irgendwo einmal einer sexuellen Belästigung schuldig gemacht haben? Ist Dutoit die gejagte Hexe, während sich die kleinen Teufelchen ins Fäustchen lachen?
Sexuelle Belästigung ist falsch und unentschuldbar. Aber genauso unentschuldbar ist eine Hetze auf jemanden, in dessen Fall kein klares Urteil vorliegt. Und dass Dutoit ein großartiger Musiker ist und einer der größten Dirigenten unserer Zeit, steht wohl auch außer Zweifel.