Telemanns Oper ‘Miriways’ behandelt einen schon zu des Komponisten Lebzeiten aktuellen politischen Stoff. Nur wenige Jahre vor der Uraufführung am 26. Mai 1728 an der Hamburger Gänsemarktoper trug sich im fernen Persien Folgendes zu: Mir Wais – ein Stammesfürst aus dem afghanischen Kandahar, erkannte die militärische Schwäche der persischen Dynastie und rebellierte erfolgreich gegen die Besatzung. Sein Nachfolger eroberte später für kurze Zeit Persien mit der Hauptstadt Isfahan und vertrieb den herrschenden Schah. Telemanns Librettist Johann Samuel Müller verfasste sein Libretto nach der historisch nicht ganz korrekten literarischen Lebensbeschreibung ‘Der Persianische Cromwel, oder Leben und Taten des Miri-Ways’, die 1723 erschienen war, und fügt in die politischen Intrigen auch noch zwei Liebesgeschichten ein.
Der afghanische Stammesfürst Miriways, der das persische Reich von Isfahan unterworfen hat, bietet Sophi, dem Sohn des abgesetzten persischen Schahs, den Thron an, verlangt aber, dass dieser eine vernünftige Ehe eingeht. Doch Sophi ist in Bemira, die angebliche Schwester von Nisibis, verliebt und nicht bereit, diese Beziehung aufzugeben. Besagte Nisibis liebt ihrerseits den tatarischen Fürsten Murzah, wird aber von dem persischen Fürsten Zemir heftig umworben. Erst als sich Bemira als uneheliche Tochter von Miriways (und damit als kluge politische Wahl) entpuppt, und sich Murzah gegen Zemir durchsetzen kann, ist Miriways’ Macht in Isfahan gesichert.
‘Miriways’ wurde 2012 im Rahmen der 21. Magdeburger Telemann-Festtage nach über 250 Jahren erstmals wieder szenisch aufgeführt. Aus drei Vorstellungen wurde diese Gesamtaufnahme zusammengestellt.
Unter den Sängern beeindrucken Ulrike Hofbauer als fein artikulierende und nuancierende Sophi und der Bariton Markus Volpert, der mit seinem vollen, aber gleichzeitig klaren Bariton einen hinreißenden Miriways singt. Julie Martin du Theils Bemira erreicht nicht ganz dieses Niveau, aber darstellerisch imponiert sie schon.
Viel Lob verdienen Michi Gaigg und das Barockorchester ‘L’Orfeo’. Das Spiel des Orchesters ist überaus reich und differenziert und belebt die Musik mit viel Schwung und federndem Elan.
Musically impressing revival of a beautiful Telemann score, with good singers and, above all, a magnificent orchestral ensemble.