Johann Strauss

Ob beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker oder als Kabinenmusik bei Austrian Airlines – die schwungvollen Klänge von Johann Strauss (Sohn) sind allgegenwärtig. Am 25. Oktober 2025 jährt sich dessen Geburtstag zum 200. Mal. Wien begeht das Jubiläum mit einem vielseitigen Festreigen. Antje Rößler berichtet.

Für die Durchführung hat die Stadt eigens eine GmbH gegründet. Das ganzjährig laufende Programm umfasst 65 Produktionen an 250 Spieltagen, mit mehr als 400 Künstlern, in allen Bezirken der Stadt. Das Motto lautet: ‘Wien in Strauss und Braus’. Festjahr-Intendant ist Roland Geyer, der 16 Jahre lang das Theater an der Wien leitete.

Die Koordinatoren haben statt Strauß die Schreibweise mit dem Doppel-s durchgesetzt. Zwar tut man sich mit dem ß international ohnehin schwer; jedoch hatte sich die klare Abgrenzung von Richard Strauss als praktisch erwiesen

Das Festjahr umfasst drei Programmsäulen, die mit ‘Pur’, ‘Mix’ und ‘Off’ betitelt sind. Im Zeichen von ‘Pur’ finden klassische Konzerte und Operetten statt, zum Beispiel am 29. März im Musikverein ein Operetten-Pasticcio; mit den Wiener Philharmonikern unter Franz Welser-Möst sowie den Gesangs-Stars Christiane Karg und Piotr Beczała.

Die Programmsäule ‘Mix’ steht für die kreative Aneignung von Strauss‘ Leben und Werk. So läuft ab 25. März eine Zigeunerbaron-Neufassung mit der einzigartig-folkloristischen Tiroler Musicbanda Franui. Im September stellt der Zirkus Roncalli sein Zelt für eine Strauss-Show am Heumarkt auf.

Die ‘Off’-Programmsäule wiederum « katapultiert Strauss’ Musik in ganz neue Dimensionen », so die Veranstalter. Ein Bezug zum Walzerkönig ist hier allenfalls vage gegeben. So wird der Vienna City Marathon walzerbeschallt. Und auf dem Donauinselfest dreht man die Walzer durch den Fleischwolf der elektronischen Musik.

Johann Strauss © Foto: TimTom, Wien Museum

Ganz traditionell geht es hingegen bei etlichen prachtvollen Bällen zu. Kaum zu glauben, dass der Walzer seinen Ursprung in Wiens Vorstädten hatte, unter einfachen Leuten. Dass er höfische Kreise eroberte, liegt auch am Wiener Kongress 1814/15. Ein Jahr lang weilten 100.000 Gäste in der Stadt, die allabendlich unterhalten werden wollten. Johann Strauss (Vater) nutzte diesen Boom des Nachtlebens, um die Form und den typischen Wiener Tonfall des Walzers zu etablieren.

Er war ein strenger Vater, verbot seinen Söhnen den Musikunterricht und brannte schließlich mit einer Modistin durch. Als ältester Sohn sorgte Johann für den Unterhalt der Familie und begann, Konzerte zu geben. Schon der erste Auftritt des 19-Jährigen wurde ein Riesenerfolg. Mutter Anna übernahm die Organisation der Konzerte. Unter ihrem strengen Management entstand das Strauss-Imperium, das auch Johanns Brüder Josef und Eduard einbezog.

Johann Strauss, der den Titel eines Hofballdirektors trug, wurde zu einer Art Popstar. Auf geniale Weise vermarktete er sich und seine Musik. Bis ins hohe Alter ließ er sich Haar und Bart pechschwarz färben. Die Locken konnte er seinen Bewunderinnen teuer verkaufen. Ein Gerücht sagt, dass sogar sein schwarzer Pudel dauernd geschoren wurde, um der Nachfrage nachzukommen.

Johann Strauss hinterließ rund 600 Tänze: Walzer, Märsche oder Polkas. Er legte eine enorme Produktivität an den Tag, da beim Publikum nur das Allerneueste gefragt war. Also spielte er immer wieder auf aktuelle Ereignisse und politische Entwicklungen an: von der Electro-magnetischen Polka über die Serben-Quadrille anlässlich eines Putsches in Belgrad bis zum Walzer Lava-Ströme, der nach einem Vesuv-Ausbruch entstand.

Johann Strauss ist als Geiger im kulturellen Gedächtnis verankert. Eigentlich aber trug das Klavier am meisten zu seinem Erfolg bei. Sobald ein neuer Walzer oder eine Operette erschien, brachten die Verlage zugleich die Klavierfassung für zwei oder vier Hände auf den Markt.

Wann immer Johann Strauss ein Klavier brauchte, setzte er auf Ludwig Bösendorfer, mit dem er befreundet war und gern beim Tarock-Kartenspiel beisammensaß. Sein Stutzflügel steht in der zum Wien Museum gehörenden Strauss-Wohnung in der Praterstraße. Der Komponist lebte hier ab 1863 in der Beletage eines vornehmen Bürgerhauses.

Wer zum Jubiläum einen Wien-Besuch plant, kann dem Walzerkönig in etlichen Ausstellungen näherkommen. Allen voran im prachtvollen Palais Lobkowitz, wo das Theatermuseum seine Heimstadt gefunden hat. Hier läuft bis Ende Juni eine Ausstellung zum Operettenschaffen. Neben zahlreichen historischen Exponaten ist die Original-Partitur der Fledermaus zu sehen.

Im Haus der Musik wird Interaktion großgeschrieben. So kann der Besucher als virtueller Dirigent die Wiener Philharmoniker in Walzerschwung bringen. Unterhaltsam und interaktiv geht es auch im House of Strauss zu, das Ende 2023 im einstigen Casino Zögernitz in Wien-Döbling eröffnete. Sehenswert ist hier der original erhaltene Ballsaal, wo einst die ‘Sträuße’ aufspielten. Seit Ende 2024 gibt es zudem ein neues Privatmuseum namens New Dimensions. Hier feiert man Strauss als Popstar in einer niedrigschwelligen, immersiven Multimedia-Show. Der Walzerkönig weilt zwar nicht mehr unter uns, aber seine Musik lebt!

https://www.johannstrauss2025.at

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