Jacques Offenbachs 1868 am Théâtre des Variétés in Paris uraufgeführte Opéra bouffe La Périchole steht zurzeit auf dem Spielplan des wegen Renovierung ins Museumsquartier umgezogenen Wiener Hauses Theater an der Wien. Remy Franck hat sich dort sehr gut amüsiert.
Nikolaus Habjan, Regisseur und Puppenspieler hat aus La Périchole eine deftige Wiener Operette gemacht, mit aktuellen Bezügen zur österreichischen Politik, Ibiza-Tapes und andere Affären inbegriffen. Das ergab einen gar vergnüglichen Abend, bei dem alles passte, Inszenierung wie auch musikalische Darbietung.
Anna Lucia Richter spielte und sang die Titelrolle in einer wunderbaren musikalischen und darstellerischen Leistung. Eine wirkliche Entdeckung war für uns der vorzüglich singende deutsche Tenor David Fischer als Straßensänger und Périchole-Partner Piquillo. Mit seiner starken, schön timbrierten und höhensicheren Stimme war er stimmlich wie darstellerisch eine ideale Besetzung. Wie gut, mal wieder einen nicht näselnden Tenor zu hören!
Alexander Strömer imponierte als Vizekönig mit starker, gut fokussierter Stimme und sehr klarer Artikulation. Auch schauspielerisch ließ er nichts zu wünschen übrig.
Alle weiteren Rollen war adäquat besetzt, und zusammen mit dem wie immer exzellenten Arnold Schönberg Chor und dem von Jordan de Souza dirigierten des ORF-Radio-Symphonieorchester Wien, bekam diese musikalische Komödie ein hohes Niveau und garantierte mit der temporeichen Inszenierung einen höchst unterhaltsamen Abend.
Am zweiten Abend unseres Wien-Besuchs sahen wir eine weitere Produktion der vereinigten Bühnen Wien, das Musical Rebecca im Raimund Theater.
Das Buch von Daphne du Maurier hat ja bereits Hitchcock zu seinem spannenden Thriller Rebecca inspiriert, und im Musical wird die düstere Story um Maxim de Winter und seine beiden Frauen, die erste, verstorbene, Rebecca und die neue, die von de Winters Dienerschaft und vor allem der Hausdame Mrs Danver angefeindet wird, eine spektakuläre Sache.
Die Musik von Sylvester Levay mag, im Vergleich zu Spitzen-Musicals, nur bestenfalls drittrangig sein, mit einer Überbeschäftigung des Drummers und oft zu viel Lautstärke, aber durch die Inszenierung von Francesca Zambello und die musikalische Ausführung kam es dennoch zu einem beinruckenden Abend.
Nienke Latten sang eine bewegend ‘unschuldige’ Mrs de Winter Nr. 2, die sich im Laufe der Geschichte auch sehr natürlich entwickelte und an Charakter gewann, während Max Niemeyer mit guter Stimme dem Maxim de Winter ein starkes Profil gab. Ana Milva Gomes war eine hervorragende Mrs. Van Hopper.
Und als Haushälterin Mrs. Danvers, die ständig den Geist der verstorbenen Rebecca beschwört und im Finale das Schloss von Manderley niederbrennt, konnte Willemijn Verkaik mit gefühlvoll-dramatischer Darstellung und prägnanter Stimme überzeugen.
Vor allem gefielen uns die fulminante Inszenierung und die grandiosen Bühnenbilder, für die alle zur Verfügung stehenden technischen Mittel genutzt wurden, was einen flüssigen Ablauf in einer Aufführung garantierte, die uns wegen ihres opulenten und spektakulären Charakters vor allem visuell in Erinnerung bleiben wird.