Hagen Quartett
(c) Harald Hoiffmann

Zu seinem Saisonabschluss gab das Hagen Quartett ein Konzert mit drei gewichtigen Werken. Zum Ende überreichten sie dem Publikum als Dank noch einen Strauß Blumen, weiß Uwe Krusch für Pizzicato zu berichten.

Ganz entspannt wirkten die Mitglieder des Hagen Quartetts bei ihrem rezenten Konzert im Mozart Saal des Wiener Konzerthauses, so als ob sie für sich allein im Kämmerlein spielten, ganz ohne Publikum. Sie gestalteten das gesamte Programm des Abends aus einer inneren Ruhe heraus und in der Gewissheit, mit nicht forcierter Betrachtung das Meiste aus den gespielten Werken zu schöpfen. So mussten sie nur an den wenigen in den Stücken angelegten Augenblicken kraftvoll und sogar markant zugreifen und konnten sonst eine Dynamikskala bis zum leisesten Flüstern hinab pflegen, die zeigte, wie großartig kultiviert ihr Spiel und wie ausgewogen ihr Miteinander ist.

Schon das auch als Sonnenaufgang bezeichnete vierte Erdödy Quartett von Joseph Haydn, also aus op. 76 B-Dur, atmeten sie mit der Sicherheit, einfach die Musik wirken zu lassen und sich und dem Auditorium nichts mehr beweisen zu müssen. Ihr jede Feinheit ausleuchtendes Musizieren zeigte, dass gerade das lauschende und nicht das zu laute und oder zu forsche Gestalten von Notentext mehr Leben in die Musik bringt als das auf den Effekt setzende Forcieren.

Nun ist nicht nur bei Haydn eine sensible Herangehensweise ein weiser Weg, sondern auch in späteren Kompositionen eine passende Möglichkeit. Im einzigen Gattungsbeitrag von Ravel, seinem Quartett in F-Dur, das noch die Frische des jugendlichen Komponisten zeigt und trotzdem ein sehr reifes Werk ist, gelang es ihnen so, die Stimmungen und Belichtungen dieses Stückes so vielfältig und subtil zu heben, dass die Zuhörerschaft das Werk wie neu erleben durfte. Im Vergleich zu dem früher in der Saison auch vorgetragenen Quartett von Debussy ging auch für den Rezensenten hier die Sicht des Ensembles voll auf. In ihrer von Finessen und atemberaubender Technik, die natürlich den ganzen Abend über geboten wurde, gezeichneten Interpretation entwickelten sie die vier Sätze zu einem einheitlichen Ganzen, das die Grazie und Sinnlichkeit des Quartetts aufs schönste verkörperte.

Mit dem letzten Quartett von Ludwig van Beethoven, seinem Quartett in F-Dur op. 135, beschlossen sie das offizielle Programm. Diese Komposition, wie die beiden anderen Werke etwa 25 Minuten lang, war mit ihrem reizvollen Konversationsstil im Kopfsatz ein überzeugendes Beispiel für die im Konzert erlebte Entspanntheit, sowohl der Musik wie auch der Interpreten. Während für den zweiten Satz mit einer mit Sprüngen durchsetzten Passage für die erste Geige technische Meisterschaft nötig war, konnten sich die vier im Lento in den vier Variationen an der umfassenden Ausdrucksvielfalt des Satzes delektieren und das Publikum an dieser Erkundung teilhaben lassen. Im finalen Satz folgte dem ernsten Grave ein unbeschwertes Allegro, das das Hagen Quartett auch so darstelle und nicht unnötig mit Bedeutung bzw. bekräftigender Spielweise auflud. Der Satz wurde im wiederholten Grave noch dramatischer aufgeladen, dann jedoch mit dem Pizzicato des Cellos wieder zur Heiterkeit geführt. Die Musiker portionierten diesen Wechsel zwischen tief bewegt und gewissermaßen Spott so unprätentiös, dass aus der Narretei edle Musik wurde.

Das Publikum genoss an diesem großen Kammermusikabend jedes Werk und auch das Konzert insgesamt, wie man am aufbrandenden Applaus erleben konnte. Das Hagen Quartett dankte mit einer weiteren Delikatesse an musikalisch reizvoller Gestaltung und überreichte dem Auditorium von Giacomo Puccini mit den Crisantemi dessen einsätziges Streichquartett als Zugabe.

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