Konzerthaus Wien,
(c) Victoria Coeln

Das Quatuor Mosaiques präsentierte im ersten ihrer vier Konzerte für die gerade begonnene Saison zwei unbekannte Werke der Komponisten Josef Leopold Edler von Eybler und Joseph Johann Baptist Woelfl, beide beinahe noch Zeitgenossen von Mozart. Diese waren eingebettet in zwei Werke von Mozart. Uwe Krusch folgte für Pizzicato dem Auftritt mit Spannung.

Das Quartett trat in der bekannten Besetzung mit Erich Höbarth, Andrea Bischof, Anita Mitterer und Christophe Coin auf. Der Cellist hatte dann seinen am meisten herausfordernden Auftritt im B‑Dur Quartett K 589 von Mozart. Doch die Anteile am Geschehen verteilten sich auf alle Stimmen mit einem Schwergewicht beim Primgeiger Erich Hörbarth. Übrigens war es erfrischend, besagten Geiger, dessen Antlitz sonst eher angespannt oder neutral wirkt, beim Applaus mit einem freundlichen Lächeln zu erleben.

Doch das Interesse lag bei dem Programm. Die beiden Quartette von Mozart, neben dem Genannten das in G-Dur K 387, eines der Haydn Quartette, wurden auf historischem Instrumentarium und in eben solcher Spielweise, die aber immer eine mitziehende und klangschöne Darstellung im Sinne hatte und keine akademische Abarbeitung, im feinsten Miteinander zu Gehör gebracht. Dass der eine oder andere Ton bei Höbarth nicht ansprach, sei es drum. Und ein Dank auch an Andrea Bischof, die zweite Geigerin, die trotz erkennbarer gesundheitlicher Disposition es sich nicht nehmen ließ, sich kraftvoll und konzentriert für das Konzert einzusetzen. Das B-Dur Quartett, wie die beiden K 575 und K 590 waren vom preußischen König in Auftrag gegeben worden, ist erstaunlicherweise nicht gerade oft im Konzert zu erleben. Das mag ein seinem etwas spröden Charme liegen, der im Eröffnungssatz mit zweistimmigen Passagen dürftig klingen kann. Aber Cellist Coin und Bratscherin Anita Mitterer schufen eine spannungsreiche und starke Atmosphäre, die keine Schüchternheit zeigte. Und selbst das Menuett mit seinem unangenehmen Abwärtsgang in der ersten Violine und den heiklen Barré Griffen bot keine einfach zu spielende Situation. Vielmehr verlangte auch die harmonische interessante Partie im zweiten Teil des Trios Aufmerksamkeit, die ihr auch geboten wurde. Der letzte Satz mit seiner Anknüpfung an op. 33 Nr. 2 von Haydn erhielt Dank der ausgefeilten Gestaltung durch das Ensemble eine überzeugende Interpretation, schließlich hat Mozart das einfache 6/8-Thema zu einem ausgefeilten Konstrukt geformt.

Der aus der Region, nämlich Schwechat, stammende Joseph Leopold Edler von Eybler galt seinerzeit als bedeutender Vertreter von Kirchenmusik. Doch auch seine drei Quartette op. 1 sind keineswegs zu verachten. Bei vielen Komponisten, die mehr oder weniger in Vergessenheit gerieten, lassen sich erstaunliche Merkmale feststellen. So zeugte das aufgeführte c-Moll Quartett von einer individuell zu bezeichnenden Schreibweise, die ganz eigene Formulierungen und Wege gefunden hat, die auch gestandene Musiker erst einmal in die Finger bekommen müssen. Dazu trat eine dichte Behandlung des thematischen Materials, die den Beteiligten aufmerksamste Behandlung abverlangte und bekam.

Wie hier so auch beim Quartett op. 4/3 von Joseph Johann Baptist Woelfl, übrigens alle Werke in einem Zeitraum von nicht mal einem Jahrzehnt entstanden, lösten die Musiker auch die hier zu verzeichnenden besonderen Elemente, wie dem als Fuge gestalteten Menuett, mit Bravour und ließen es sich auch nicht nehmen, den langsamen Satz mit der stilistischen Anbahnung des musikalischen Klassizismus zu zeichnen. Woelfl, herausragender Pianist seiner Zeit und insoweit auch im Wettstreit mit Beethoven, wusste auch die Streichinstrumente mit sehr ansprechenden und gestaltungsreichen Werken wertzuschätzen, was sich in der Aufführung an diesem Abend unschwer heraushören ließ. Übrigens hatten die Interpreten beide eingebetteten Quartette bereits vor einem Dutzend Jahren im Wiener Konzerthaus das erste Mal aufgeführt und seitdem waren sie hier nicht zu hören gewesen. Ein Dank den Trüffelsuchern, die auch solch spannende und hörenswerte Werke darstellen wollen und dann auch so eloquent vermögen.

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