Mit Variazioni canoniche sulla serie dell’op. 41 di Arnold Schönberg von Luigi Nono und der 9. Symphonie von Anton Bruckner lenkte Ingo Metzmacher die Wiener Symphoniker durch deren jüngstes Konzert. Wie die beiden Werken und der Kontrast zwischen ihnen ankam, erläutert Uwe Krusch für Pizzicato.
Sein Debut bei den Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt lieferte Nono 1950 mit Mitte Zwanzig mit genau dem an diesem Abend wieder erklingenden Werk, seiner Nummer 1. Mit kleiner Formation, zumeist einfach besetzte Bläser und die Streicher mit vier Violine, vier Bratschen, vier Celli und zwei Kontrabässen, zumal geteilten Stimmen, auch eher solistisch besetzt, wurde in zwanzig Minuten serviert.
Metzmacher gilt als Experte für die junge und jüngste Musik. Insofern war zu erwarten, dass die Komposition von Luigi Nono, die auf eine Reihe von Arnold Schönberg in der ‘Ode to Napoleon Buonaparte’ Bezug nimmt, bei ihm in wegweisende Hände gelegt war. Er wusste zusammen mit den Wiener Symphonikern, deren detailgerechte, präzise und auch engagierte Hingabe unabweisliche Voraussetzung für das Gelingen war, eine nachhaltig sich einprägende Interpretation zu erzielen.
Dabei machte es die Komposition weder den Interpreten noch den Zuhörern einfach. Das eröffnende Largo vagamente schuf einen kaum vernehmbaren Einstieg, dem später, im Allegro violento, die namensgebende Gewalttätigkeit folgte, das das Thema des Krieges und des Triumphs der irrationalen Brutalität herausschrie. Diese so unterschiedlichen Extreme genauso wie alle Nuancen dazwischen arbeiteten Metzmacher und das reduzierte Ensemble passgenau heraus. Dabei gelang es dem Dirigenten, trotz der sehr in Einzelaspekten geschaffenen Partitur eine übergeordnete Spannung zu erzielen und zu halten, die wiederum den Zusammenhalt ermöglichte. Vielleicht ließ sich die Konzentration bei Orchester und Zuhörern auch damit erklären, dass dieses Werk an diesem Ort erstmals erklang.
Dieses Konzert der Geburtstagskinder, 100 Jahre Nono sowie 150 Schönberg, führte dann zu dem 200. Geburtstag von Anton Bruckner, dessen 9. Symphonie sich anschloss.
Erneut wussten die Wiener Symphoniker und Metzmacher an einem Strang zu ziehen und erneut Gegensätze und Feinheiten deutlich herauszustellen. Nach einem ausgeformten und fast behutsamen Einstieg entwickelten die Beteiligten mit Wucht das Hauptthema, das dadurch einen bedrohlichen Charakter bekam. Und auch im weiteren Verlauf schufen sie leise innehaltende Momente wie scharfe explosive Ausbrüche, also alle Elemente, die man gemeinhin mit einer Symphonie von Bruckner verbindet. Aus dieser intensiven Beschäftigung erwuchsen großartige Phasen, die vielleicht noch einen strikteren übergeordneten Bogen hätten vertragen können.
Der große Bogen des Eindrucks vom Abend hinterließ eine außerordentlich positive Erinnerung an ein bemerkenswertes Konzert, was die Zuhörer mit Applaus anhaltend kundtaten.