Das Orchester der J. S. Bach-Stiftung unter Leitung von Rudolf Lutz ist gegenwärtig auf Tournee und machte dabei auch im Wiener Konzerthaus Station. Neben Solisten aus dem Orchester war für zwei weltliche Kantaten Nuria Rial als Sopranistin ihr Gast. Über den Auftritt berichtet Uwe Krusch für Pizzicato.
In St. Gallen in der Schweiz sind Chor und Orchester ansässig. Sie haben sich vorgenommen, in rund 25 Jahren das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach zur Aufführung zu bringen. Neben monatlich einer Kantate blieb ihnen nun auch die Zeit, neben zwei weltlichen Kantaten das Konzert BWV 1060 in d-Moll zu interpretieren. Dieses Werk boten sie in der Besetzung für Violine, Oboe und Streicher dar. Diese nur noch aus dem Verlagskatalog bekannte Version wurde aus dem überlieferten Konzert für zwei Cembali und Orchester in c-Moll, ebenfalls BWV 1060, in seine ursprüngliche Form zurückübertragen.
Das in solistischer Besetzung spielende Orchester zeigte mit den Solistinnen Eva Burhi, Geige, und Katharina Arfken, Oboe, eine spielfreudige und durch sehr gepflegte Tongebung gekennzeichnete Interpretation. In den schnellen Ecksätzen mit lebendig fließender Gestaltung die technischen Elemente sich und ausdrucksvoll meisternd, entwickelte das Solistenduo im langsamen Satz ein innig abgestimmtes miteinander verwobenes Zusammenspiel.
Eingerahmt wurde dieses Konzert vorweg von der auch als Hochzeitskantate bekannten Komposition ‘Weichet nur, betrübte Schatten’ sowie anschließend der Kantate ‘Non sa che sia dolore’. Auch in diesen beiden Stücken bot das Ensemble sehr ansprechende Orchesterkultur, die sich auch in weiteren solistischen Beiträgen von Geige und bei der zweiten Kantate auch der Traversflöte, gespielt von Tomoko Mukoyama, äußerte.
Die eigentliche Solistin in beiden Kantaten aber war Nuria Rial. Vielleicht hat sie nicht mehr die junge und frische Stimme, die ihren Gesang vor zehn Jahren ausgezeichnet hat. Dafür konnte sie mit ihrer warmen und wohlklingenden Stimme nuancenreich agieren und ausgezeichnet textverständlich weiter punkten. Ihr Timbre ist nach wie vor weich und farbig. Vielleicht mochte man charakterliche Anpassungen von ihr schon besser gehört haben, aber dafür bieten diese beiden Kantaten vielleicht auch nicht die Tapete. Zwar zeigte sie in der Hochzeitskantate den frühlingshaften positiven Gestus, in der einem umzugsbedingten Abschied von einem Freund gewidmeten Kantate mit italienischem Text blieb sie neutraler.
Dieses einstündige Programm wurde knackig intensiv ohne Pause dargeboten. Dirigent Rudolf Lutz nutzte den Abend, um jeweils mit kurzen Spielbeispielen in die Werke einzuführen. Dabei versuchte er auch, humorvoll und nicht akademisch zu agieren. Das Publikum holte mit intensivem Beifall eine Zugabe mit allen Beteiligten heraus.