Die Wiener Symphoniker hatten mit ‘The Piano Concerto Gran Toccata’ von Dieter Ammann im Beisein des Komponisten eine Erstaufführung auf dem Programm, die sie auch mit in Auftrag gegeben hatten. Dazu boten Sie dem Publikum und damit auch Uwe Krusch für Pizzicato die große C-Dur Symphonie von Schubert, von der Robert Schumann wegen der für die damalige Zeit ungewohnten Ausmaße von den himmlischen Längen gesprochen hatte.
Pianist Andreas Haefliger, der das Klavierkonzert angeregt hatte und Susanna Mälkki als Dirigentin ergänzten das Personaltableau.
Das den Abend eröffnende Konzert war ein lautes, energiegeladenes Werk, das seine Kraft aus dem Rhythmus und der Virtuosität und einfach auch den schnellen Tempi nahm. Da für den Komponisten das Klavier bereits ein Orchester in sich ist, stellte er in seinem Konzert zwei Solisten nebeneinander, das Orchester und das Klavier. Die Stimmen sind detailreich dicht gewoben und damit vielschichtig geworden. Durch die rhythmische Komponente und den großen Apparat des Schlagwerks erhielt der perkussive Anteil großes Gewicht, nicht zuletzt im Klavier selbst. Momente, die Ruhe verströmen und Kraft sammeln, kamen vor, standen aber definitiv nicht im Zentrum.
Im Konzert entfaltete das Werk mit seiner Virtuosität eine rauschhafte Wirkung. Man sollte Drogen nicht gutheißen, aber aus dem Konzert konnte man am Ende unbeschadet wieder entkommen und hatte sich doch eine halbe Stunde dem Taumel ergeben. Den Solopart mit unzähligen Herausforderungen hat Andreas Haefliger inzwischen so aufgesogen, dass er ihn mit Bravour meisterte. Seine intelligente Virtuosität ließ ihn hier wie ein tasmanischer Teufel über die Tasten springen, konnte aber auch verspielt klingen.
Das Orchester umspannte die Sololinie mit seinen Texturen und Rhythmen erstaunlich souverän und musikalisch. Mälkki, auch schon durch mehrere Aufführungen erfahren, schaffte eine klare und trotz aller sich entfaltenden, mitunter auch rohen Kräfte, durchhörbare Aufführung, was angesichts der beispiellosen Komplexität der Partitur erstaunliche Farben zutage förderte. Vermutlich wird man dieses Werk eher im Konzert verfolgen wollen als auf einer Einspielung, bei der es vermutlich überfordert.
Die große C-Dur Symphonie von Franz Schubert bot sozusagen dazu den entspannenden klassischen Ausgleich. Doch sei die ungleich ruhigere Seite des Konzerts nicht mit Langeweile oder Lässigkeit zu verwechseln. Susanna Mälkki lenkte das Orchester mit klarem, aufforderndem, aber deswegen nicht affektheischendem Dirigierstil und schuf eine durch und durch gut organisierte Struktur, die vor allem dank elegant gestalteter Übergänge und frischer Tempi überzeugte.
Das Orchester zeigte sich in bester Verfassung und ließ den Esprit des Werkes erklingen. Neben den herausragenden Einzelstimmen wie etwa der Solooboistin bot das Ensemble auch im Miteinander und im Klang einen geschlossenen Auftritt. Bei diesem Werk habe ich auch schon Deutungen gehört, die die himmlischen Längen in gedehnte Langeweile ausarten lassen. Davon war hier nichts zu merken. Mälkki hielt die Zügel gekonnt zusammen, so dass die Elemente der Musik in einem währenden Fluss miteinander verwoben waren und dadurch die Spannung über die beinahe eine Stunde dauernde Symphonie nicht abriss. So boten die Interpreten das Werk mit einem frischen unverbrauchten Blick an, der einen guten Kontrast zum Beginn des Abends bot und auch in diesem Fall für ein zufriedenes Publikum sorgte.