Das 5. Klavierkonzert von Beethoven wurde beim Gastspiel des Ensembles aus Norddeutschland in die beiden g-Moll Symphonien von Mozart eingebettet. Ob es da zur Ruhe fand oder fiebrig auflebte, hat Uwe Krusch für Pizzicato erlebt.
Sein Debüt mit dem Orchester, dessen Erster Gastdirigent er seit 2022 ist, im Wiener Konzerthaus bot Tarmo Peltokoski die Gelegenheit, sich vorzustellen. Mit seinen gerade einmal 24 Jahren hatte der figürlich noch jungenhaft wirkende Finne Peltokoski trotzdem jederzeit die Fäden in der Hand und behielt die Übersicht für die beiden Werke von Mozart, die als kleine und als große g Moll Symphonie bekannten Werke, also die 25. Symphonie Köchelverzeichnis 183 bzw. jetzt 173dB und die ungleich berühmtere mit der Köchelverzeichnis Nummer 550.
Um dieses freie, selbstverwaltete Ensemble zu dirigieren, das auch eine starke Gemeinschaft mit eigenem Willen darstellt, bedarf es eines selbstbewussten Dirigenten, der auch anerkannt wird. An beiden Komponenten mangelte es nicht. Peltokoski zeigte trotz seiner jungen Jahre Sicherheit und Selbstbewusstsein. Sein Dirigat war manchmal ein wenig großspurig publikumsorientiert. Aber es zeugte von seinem Gestaltungswillen und der Klarheit in der Zeichengebung, die den Musikern immer Orientierung bot. Wenn er auch mal im eine Passage nur als Zuhörer ohne eigenes Dirigat laufen ließ, so verdeutlichte das umso mehr, welche Vertrautheit im Umgang miteinander herrschte. Denn das Orchester ließ sich dadurch in seiner präzisen und energiereichen Spielweise, gepaart mit solistische Virtuosität und kammermusikalischem Duktus, nicht beirren.
So setzten Peltokoski und die Kammerphilharmonie beide Symphonien intensiv in Bewegung. Dank der orchestralen Qualitäten wurde die Musik schwungvoll erlebbar. Doch gingen dadurch Details nicht verloren oder wurden auch nicht überspielt, da die Musiker doch auch höchst ausgefeilt agierten. Dabei wurde nicht jede Stelle so dargeboten, wie man sie schon gehört hat, sondern auch Aspekte neu gewichtet, so dass es immer etwas zu entdecken und erleben gab. In den langsamen Sätzen kosteten die Beteiligten viel aus und so erlebte das Auditorium genau ausgeformte Abschnitte. Mit diesem kunstvoll gefeilten Musizieren, das aber nie akademische Machart wurde, ließ sich das Publikum fangen und wurde begeistert.
Im 5. Klavierkonzert zeigte der heute mit noch nicht 30 Jahren ebenfalls junge Jan Lisiecki als Pianist auch, dass in den Konzerten von Beethoven immer noch etwas zu entdecken ist. Dabei gestaltete er sein Spiel entschlossen, so dass er intensiv und sonor zu Werke ging und trotzdem in seiner Gestaltung durchhörbar blieb. Dabei gelang es ihm, seine Soli frisch und differenziert darzustellen. So gelang es ihm, der Musik und dem Komponisten nutzend zur Seite zu stehen.
Im Zusammenwirken mit dem hochpräsenten und aktiven Orchester, was man an der Agogik seiner Musiker wahrnahm, zeigte sich eine aufs engste abgestimmte Verbindung, in der beide Seiten die Unterstützung des jeweils anderen hofierten, aber auch die eigene Position stark vertraten. So kamen auch die kammermusikalischen Feinheiten mit Finesse zum Tragen.
Das Orchester bedankte sich für den aufbrausenden Applaus mit noch mehr Mozart, der Ouvertüre zur Oper Die Hochzeit des Figaro, in der es nochmals alle Qualitäten zeigen und pflegen konnte, die das Ensemble auszeichnen. Nach dem Konzert von Beethoven hatte Jan Lisiecki schon von Edvard Grieg die Arietta op. 12/1 aus den Lyrischen Stücken als Extra dem Publikum gewidmet.