Das Klangforum Wien widmete sich in einem Konzert der Herstellung von Licht durch Töne. Den Bauplan hatte Chaya Czernowin mit ihrer Komposition The Fabrication of Light beigesteuert. Wie das in der europäischen Erstaufführung gelang, dazu ließ sich Uwe Krusch für Pizzicato akustisch beleuchten.
The Fabrication of Light, für großes Ensemble, entstanden 2020, ist ein einsätziges Stück von etwa einer Stunde Dauer. Wobei Czernowin die Entstehung eher als wuchernden Prozess denn als von Anfang an feststehende Planung beschrieben hatte. Diese unbändige Energie und das Vorwärtsdrängen der Musik war dann auch im Konzert zu erleben. Auch in diesem Moment konnten die Zuhörer sozusagen den Kreationsvorgang mitverfolgen, der sich vor ihnen abzuspielen schien. Czernowin beschreibt ihr Werk wie den Bau einer Maschine, deren Produktionsergebnis, das Licht, erst dann sichtbar wird, wenn die Maschine gefertigt ist.
Ob man den Weg der Produktion des Lichts als Ziel hören mochte oder auf das Erstrahlen des Lichts wartete, wobei es gar nicht zu einem Spot an Effekt kam, sondern nur einem schimmernden Leuchten, mag jeder nach seinem Gusto nehmen. Mit dem Weg als Merkmal konnte man sich fast meditativ mit dem Verhältnis von Licht und Dunkel auseinandersetzen und die Hoffnung verfolgen, dass das Licht das Leben bestimmen sollte. Gleichzeitig hatte die Komposition in ihrer kreisförmig angelegten Struktur etwas von einem Gottesdienst.
Eine besondere Situation forderte die Instrumentalisten, als sie persönliche, psychologische Tiefen mitteilen sollten, indem sie einzelne Erlebnisse aus ihrer Kindheit in eine Art papierne Flüstertüte erzählten. Dabei lag es in der Hand jedes betroffenen Mitwirkenden, zu bestimmen, was und wie viel er berichten wollte. Andererseits konnte man das Gesprochene dann nicht verstehen, so dass es nicht zu schockierenden Beichten kam.
Bei allem klang das Werk dann nicht akademisch steril oder gar gebaut, sondern hatte seine unbändige Energie auf die Bühne gerettet und bot mit wiederholt aufwallenden, mitunter explosiv aufbrechenden Texturen immer wieder spontan wirkende Elemente, denen dann auch Augenblicke des Loslassens folgten. Das Klangforum Wien spielte in solistischer Besetzung; bei den Holzbläsern fanden jedoch jeweils zwei Instrumente pro Spieler, wie Oboe und Englischhorn oder Klarinette und Bassklarinette, ihren Einsatz. Mit knapp zwanzig Mitwirkenden, auch Zuspielungen, bot das Klangforum Wien die Komposition in einer intensiv funkelnden Interpretation an. Johannes Kalitzke steuerte dabei die Musizierenden vom Dirigentenpult aus durch Strömungen der Musik. Er wusste ebenso die leisen geräuschhaften Passagen, in denen etwa ohne Töne die Laute des Streichens von Bögen auf den Saiten oder des Anblasens der Blasinstrumente das Hörmaterial boten wie auch die Ausbrüche auch mit agil zusetzendem Schlagwerk, die in dieser Zeit fast schon an Schlachtfeldlaute heranreichten, so gezielt zu fordern, dass trotz der großen Besetzung die kammermusikalische Sicht gewahrt wurde.
Das im Kontext moderner Musik zahlreiche Publikum honorierte das Werk, die Komponisten und die Darbietung mit warmen Applaus.