Die in der Besetzung eines Kaffeehausensembles auftretenden Musiker von den Philharmonikern aus Berlin und Wien sowie zwei unabhängigen Musikern haben sich unter dem Namen Philharmonix seit einiger Zeit etabliert. Im Wiener Konzerthaus bieten sie sogar eine Aboreihe aus drei Konzerten an. Wie der zweite Abend der Saison ablief, berichtet Mitarbeiter Uwe Krusch für Pizzicato.
Jedes der Konzerte steht unter einem Motto und das jetzige firmierte als Bukfenc. Wie der moderierende Klarinettist Daniel Ottensamer aus Wien ausführte, handelte es sich nicht um ein falsch geschriebenes Bukfence, also einen (Latten- oder Ungeziefer)-Zaun. Vielmehr hatten sie das Wort Bukfenc aus Ungarn erhascht und es bedeutet Purzelbaum. In diesem Sinne wollten sie sich überschlagende Musik präsentieren, die in der dargebotenen Bearbeitung weitgehend ihrer eigenen Feder entstammt. Ein weiteres Augenmerk ihrer Programme sind Kinder- und Volkslieder, die sie in ambitionierte und hoch virtuose Form bringen. Das Panorama reichte von Bartok bis zu Coldplay und dazwischen wurden Werke von Chopin, Ginastera, Paganini, Artie Shaw und anderen zelebriert.
Diese Ansammlung von hochkarätigen Musikern, Konzertmeister und Solisten, schaffte das, was nur die wenigsten erreichen. Sie feierte die Musik in eigenen, vor allem vom Cellisten Stephan Koncz verfassten Arrangements, die das Können der Mitglieder des Ensembles nicht unterforderten und dem Publikum einen Hochgenuss boten. Einerseits mag man die Art des Musizierens, die verschiedene Stilelemente, etwa auch des Jazz übernimmt, als nicht dem klassischen Metier gerecht empfinden. Andererseits dürfte eine so hochkarätige Darbietung, die auch durch die Freude der Musiker an ihrem Tun geprägt wurde, über manche Grenzerweiterung hinweghören lassen bzw. diese sogar goutieren. Wer eines dieser Konzerte besucht, erwartet eine weite Welt, die Genuss und Freude in technischer Vollendung bietet. Zumal dieses Konzert einen sozusagen seriösen Teil und nach der Pause die freiere Herangehensweise bot und damit für alle Geschmäcker etwas dabeihatte.
In diesem Sinne wurde der Audienz alles geboten. Als Solisten durften sich etwa Pianist Christoph Traxler in dem langsamen Satz aus dem zweiten Klavierkonzert von Chopin oder Kontrabassist Ödön Rácz in der Moses-Fantasie von Paganini beweisen. Letzteres Werk, im Original für die Violine, ist auf einer Saite zu spielen und fordert schon einem Geiger alles ab. Um wieviel mehr durfte Rácz bis zum Ende des langen Griffbretts sein unhandlich wirkendes Instrument für den Tanz auf dem Seil einsetzen. Noah Bendix-Balgley tat sich als Geiger mit den transsylvanischen Melodien, ursprünglich von Bartok, unvergleichlich leichthändig wie hochvirtuos hervor.
Ein besonderer Leckerbissen war auch die Sprech-Gesangseinlage des zweiten Geigers Sebastian Gürtler, der einen Text auf das Wiener Telefonbuch beim Buchstaben V von Georg Kreisler unter musikalischer Untermalung seiner Kollegen humoristisch auf die Spitze trieb. Klarinettist Daniel Ottensamer ließ sein Instrument unter anderem in den jüdisch angehauchten Beiträgen aufblitzen.
Frenetischer Beifall nach jedem Stück und erst recht am Ende entlockte Philharmonix noch zwei ebenso hochkarätige Zugaben. Fantastische technische Umsetzungen, alle musikalischen Farben abfordernde sowie mit höchstem Genuss beim Spielen servierte und beim Zuhören genossene Arrangements hatten einen lange nachwirkenden Abend geschaffen.