Das Sinfonieorchester Basel gastierte im Wiener Konzerthaus mit dem d-Moll Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart und Die Geschöpfe des Prometheus von Ludwig van Beethoven zum Ballett von Salvatore Viganò. Ivor Bolton führte als Dirigent durch den Abend, Solist bei Mozart war der Pianist Till Fellner. Im zweiten Teil konnte Uwe Krusch für Pizzicato zu den Geschöpfen von Beethoven auch die Rezitation von Tobias Moretti erleben. Da der ursprüngliche Text dafür nicht überliefert ist, wurde die eigens von Alain Claude Sulzer neu geschaffene Prosa vorgetragen.
Das Klavierkonzert KV 466 von Mozart sollte man durchaus als Apotheose des Dämonischen aus der Don Giovanni Sphäre hören. Mozart schrieb es von der Stimmung her als Kontrapunkt zur gerade beendeten Oper Die Hochzeit des Figaro. Es bietet also dem Solisten und dem ihn begleitenden Orchester viele Chancen, dieses Selbstbildnis des Komponisten als von der Gesellschaftskunst gelöstes Werk zu formen. Es setzt sich aus einem von düsteren thematischen Synkopen geprägten Klavierpart im ersten Satz, der mit ausgedehnten Zwischenspielen des Orchesters durchsetzt ist, einem besänftigenden kantablen Mittelsatz und einem skurril phantastischen Finalrondo zusammen, das ins Irreale abgleitet.
Dieses erste in Moll geschriebene Konzert des Komponisten erforderte gleich aufmerksame und intensive musikalische Auseinandersetzung des Orchesters. Das Dirigat von Ivor Bolton, obschon charmant wirkend, sicherte diesen Zugriff. Bei trotzdem leichtem Zugriff bauten sie überzeugend die dunkle Stimmung auf. Till Fellner interpretierte den Solopart mit markantem Anschlag, aber auch sehr deskriptiv. Damit erreichte er ein stimmungsvolles Spiel, das auch durch unmittelbar wirkende Formung und sensibel ausgehorchte Dynamik gefiel. Als Künstler mag er im persönlichen Auftritt eher weniger auffallen. Mit seinem intensiven Spiel gewinnt er dann jedoch alle Aufmerksamkeit. Hilfreich war auch seine klare Linienführung, die eine optimale Transparenz gewährleistete.
Die Überleitung zu Beethoven war dann einfach. Dieser hatte das Konzert selber gespielt. Außerdem trug Fellner die von Beethoven geschriebenen Kadenzen für die Ecksätze vor. Und schließlich darf man gerade auch dieses Werk als Ausgangspunkt für die von Beethoven dann gepflegte konzertante Dramatik ansehen.
Mit Die Geschöpfe des Prometheus zielte Beethoven darauf, Sinfonie, Oratorium und Oper im Typ eines musikalischen Tanztheaters zusammen zu führen. Vor allem der Gedanke einer sprechenden Musik, die da ansetzt, wo die Worte ausgehen, beschäftigte ihn. Entstanden war eine Musik, die für ein Ballett zu erwachsen sein mochte, stellte aber für Beethoven den Ausgangspunkt für weitere Werke bis hin zur neunten Sinfonie dar.
Das Sinfonieorchester Basel und Igor Bolton schufen in ihrer Interpretation eine feinfühlig atmende Sicht, die den Komponisten von einer eher kantablen Seite hervorhob. Die Seelenzustände der beteiligten Protagonisten wurden zwar deutlich gemacht, aber nicht auffahrend wild und brüsk realisiert. Das Ensemble agierte sich als ein sehr wendiger Klangkörper, der den geleitenden Händen von Bolton mit aufmerksamer Zuwendung und geschlossenem Auftreten folgte. Die Solobeiträge zeigten genauso wie die Leistung als Gruppe ein aktiv gestaltendes Orchester in bester Verfassung.
Eine Besonderheit war denn auch der extra geschaffene Prosatext von Alain Claude Sulzer, den das Orchester in einer als Buch gedruckten Ausgabe mit Anmerkungen auch an diesem Abend hinzu gab. Mit einem ebenso bildreichen wie schlanken Text hat Sulzer das Sujet mit seinen persönlichen, auch pikanten Stichworten, abgebildet. Damit hielt er sich an die Vorlage, würzte sie lediglich mit persönlichen sprachlichen Bebilderungen.
Tobias Moretti wusste diesen Text mit zentriertem Ton bei gleichzeitiger deklamierender Spannung und bester Artikulation vorzubringen, so dass die Musik durch die Worte bereichert und nicht etwa als unterbrochen empfunden wurde.