Im Großen Saal im Wiener Konzerthaus hatten die Wiener Philharmoniker Platz genommen, um zwei Werke großer Orchesterkultur zu präsentieren. Uwe Krusch durfte für Pizzicato das Konzert hören. Als Dirigent führte Yannick Nézet-Séguin durch den Abend. Schon für das erste Werk kam Pianist Yefim Bronfman hinzu.
Letzterer spielte den Solopart im c-Moll Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Er gestaltete die Ecksätze lebendig und rhythmisch klar fokussiert und das Largo mit schöner Ausdrucksqualität. Dabei zeigte er sich frei von jeder Attitüde. Bronfman konzentrierte sich auf seine Darbietung und das Zusammenwirken mit dem Orchester. Als Fanatiker für präzises Spiel sorgte er sich auch noch um den kleinsten, scheinbar beiläufigen Vorhalt und jede andere Verzierung und schenkt allem seine Aufmerksamkeit. So gelang es ihm auch, mit Stimmbalance immer wieder scheinbare Nebenaspekte zu zeigen, die plötzlich hervortraten und so das gewohnte Bild auffrischten.
Da das Konzert auch dem Orchester viel Präsenz erlaubte, konnten sich Nézet-Séguin und die Wiener Philharmoniker hochkonzentriert und mit frisch wirkendem einvernehmlichen Zusammenspiel einbringen. Für Dirigent und Orchester stellte sich das Konzert nicht nur als Begleitung dar, sondern sie formten ein gleichberechtigtes Miteinander mit dem Solisten. So formten alle Beteiligten das so bekannte Werk spannend und wie gerade neu geschrieben.
Für den engagierten Beifall des Publikums dankte Bronfman mit der Revolutionsetude von Frédéric Chopin, die in der gleichen Tonart wie das Konzert, also c-Moll, gefasst wurde. Auch hier brachte er seine technischen und ausgeprägten gestalterischen Fähigkeiten ein.
Nach der Unterbrechung boten die Wiener Philharmoniker wieder einmal ihre Sicht auf Ein Heldenleben, Tondichtung für großes Orchester von Richard Strauss an. Diese Komposition forderte vom Orchester, seinen Solisten und auch dem Dirigenten ein Höchstmaß an Können und gestalterischer Präsenz und Formulierung.
Diese Anforderungen wusste das Ensemble bestens in klingende Musik umzusetzen. Sowohl in der darstellerischen Detailarbeit wie auch im Gestalten des Gesamtbildes setzten sie die Partitur in einen schwelgerischen und doch auch genau proportionierten Gesamtklang um, der das Werk bestens zur Geltung brachte.
Obwohl der Titel des Stückes das nicht andeutet, handelt es sich neben allen anderen zu bewältigen orchestralen Delikatessen insbesondere um ein höchst forderndes Violinkonzert. Albena Danailova, an diesem Abend die Konzertmeisterin, wusste diese Aufgabe mit Bravour umzusetzen. In den gesanglichen Passagen mit intensiv auslotendem Klang hervortretend, brachte sie die virtuos fordernden Passagen mit Bravour zu Gehör.
Doch, und deswegen gehören die Wiener Philharmoniker zu den Besten ihres Faches, brachten sich auch alle anderen Solisten sowie die Register und Tutti mit faszinierend homogen und intonationsrein dem Stück zu widmen.
Yannick Nézet-Séguin hatte alle Aspekte seines Dirigates im Griff. Er wusste beide Stücke gestaltungsreich zu fordern und zu formen, ohne das Orchester mit unnötig aufwendigen Dirigierbewegungen, die woanders mehr für Zuseher als die Interpretation gezeigt werden, zu strapazieren.
So bot der Abend zwar keine Überraschungen oder auch nur Randaspekte beim Programm. Aber so grandios dargeboten mögen selbst die bekannten Renner wieder zu überzeugen.