Konzerthaus Wien,
(c) Victoria Coeln

Zwei als Serenaden betitelbare Werke sowie ein Klavierkonzert von Mozart wurden im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses aufgeführt. Uwe Krusch hat für Pizzicato erlebt, dass Alexander Melnikov, aktuell Porträtkünstler des Wiener Konzerthauses, sowie Colloredo, ein solistisch besetztes Ensemble, die drei Werke des Abends anboten.

Als Vergnügungsmusiken zur Aufführung im Freien bezeichneten Mozart und Kollegen verschiedene Formen, ohne diese klar zu unterscheiden. So können die Namen Divertimento, Ständchen, Notturno oder Nachtmusik ebenso verwendet werden wie Kassation. Letztere, nämlich die Nr. 2 B-Dur KV 63a erklang am Anfang des Programms. Dass Mozart eine Musik leichter Hand zu schaffen verstand und gleichzeitig auch einen gehobenen Standard zu erhalten gedachte, wurde gleich in den sieben Sätzen deutlich. Das Ensemble Colloredo in seiner vollen Besetzung mit den Geigerinnen Stephanie Baubin, Marie Radauer-Plank, dem Bratscher Héctor Cámara Ruiz, mit Laura Moinian-Baghery am Cello sowie dem Kontrabassisten Blai Gumi Roca wurde von den Bläsern Andres Otín Montaner und Clement Noel, beide Oboe und den Hornisten Johannes Hinterholzer und Michael Reifer komplettiert. Bis auf die Cellistin im Stehen musizierend boten die Musiker einen luftigen und zugleich technisch versierten Einstieg an. Diese als Huldigung von Studenten an Landesfürst und Professoren bei Mozart beauftragte Musik bot von Anfang an eine freundliche Atmosphäre an, um eine Feier angemessen zu gestalten und nicht etwa einen kriegerischen Marsch zu intonieren. Dass Mozart reizvoll mit harmonischen Farben, imitatorischen Spielereien und auch dramatischeren Momenten durch chromatische Abschnitte eine musikalische Aufwertung über die reine Gebrauchsmusik hinaus erreichte, mag bei ihm nicht wirklich zu überraschen. Colloredo jedenfalls griff sowohl die unterhaltenden Aspekte wie auch die kompositorisch aufwertenden Elemente begierig auf und bot damit geistvoll gehaltenes Amüsement an.

In der Mitte des Konzerts kam Alexander Melnikov als Solist im Konzert für Klavier und Orchester A-Dur K 385p, früher KV 414, hinzu. Das Werk war eines der drei ersten, die Mozart als freier Künstler in Wien komponierte, nachdem ihn Erzbischof Colloredo aus seinen Diensten entlassen hatte.

Wolfgang Amadeus Mozart

Mit der Mischung aus den Ohren schmeichelnder Kost und dem einen brillanten Pianisten forderndem Anspruch bot das A-Dur Konzert den Interpreten die Möglichkeit, beide Seiten zu Gehör zu bringen. Die kleine solistische Besetzung stand dem nicht entgegen. Denn für die drei frühen Klavierkonzerte bietet der Orchestersatz auch die reduzierte Version an, wie sie möglicherweise auch zur Zeit der Entstehung umgesetzt wurde. Colloredo jedenfalls entwickelte zusammen mit Melnikov, der hier und da auch koordinierende Zeichen gab, eine einerseits flüssig behände wie andererseits auch rhythmisch pointiert artikulierte Sicht, die dank der kleinen Besetzung durchsichtig und präzis erfolgte.

Der große Konzertflügel war hinter den anderen Beteiligten angeordnet. Melnikov formulierte seine Soli mit nonchalantem Esprit und ausgeprägt detailliertem strukturellem Feinsinn, der auch sonst so nicht zu hörende rhythmische Eigenheiten zu Tage förderte. Mit schlichter Eleganz gestaltete er sowohl die begleiteten Partien wie auch die Kadenzen zu sorgfältig und eloquent ausgehorchten Passagen.

Als Zugabe reichte Melnikov die unvollendet überlieferte Fantasie d-Moll KV 385g von Mozart. Der tiefgründig melancholische Charakter des Werkes ließe sich daraus erklären, dass sie vielleicht für einen Trauerakt in der Freimaurerloge, der Mozart damals angehörte, gesetzt wurde.

Zum Abschluss wurde noch ein als solches benanntes Divertimento, nämlich das in B-Dur KV 271H, die Zweite Lodron’sche Nachtmusik, interpretiert. Hier in der kleineren Besetzung ohne Oboen agierte Colloredo wiederum äußerst passgenau und inspiriert. Primaria Stephanie Baubin hatte in diesem Stück die obligate erste Violonstimme zu meistern. Wann immer ein Instrument obligat eingesetzt wird, darf sich ein Interpret eher auf eine konzerthafte und oft auch unangenehme Herausforderung als über Langweile freuen. So war es auch hier. Doch Baubin hatte ihren Part bestens im Griff und ließ sich auch über die lange Strecke nicht aus der Ruhe bringen, so dass ihre sehr gelungene Interpretation, vom Ensemble immer unterstützt und musikalisch kommentiert, dem Werk seinen besonderen Charme verlieh.

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