Konzerthaus Wien

Das Abschlusskonzert der diesjährigen Reihe Resonanzen hatte als Paten den Planeten Neptun, was sinnig war, da das zu hörende Werk, die Hochzeit des Neptun und der Nymphe Thetis von Johann David Heinichen diesen schon im Titel trägt. Wie Neptun mit der Thetis zurechtkam, hat Uwe Krusch für Pizzicato gehört.

Dirigent Václav Luks war mit Stimmsolisten und seinem Collegium 1704 angereist, um die zweite Weltpremiere nach der ursprünglichen im Entstehungsjahr 1726 zu dirigieren. Bei der gebotenen ‘Serenata à 4 voci con stromenti‘, so die genaue Bezeichnung dieses opernhaft und unterhaltsam angelegten Werks, handelte es sich um eine Ehrung seines Arbeitsgebers zu dessen Namenstag, des Kronprinzen Friedrich August von Sachsen und damit auch seines Vaters August des Starken. Nach etlichen anderen Unterhaltungsmusiken bot er hier noch einmal einen einfallsreich angelegten Orchesterpart an, der mit vielen aufhorchen lassenden Klangschattierungen garniert war. Dazu kamen die vier Gesangstimmen, denen er Notenketten zum Singen gab, die vor Feinheit und Brillanz glitzerten. Und dazwischen vermochte er immer wieder, sinnliche Momente in der passenden Art und Weise musikalische auszudrücken. Der Inhalt aus Mythologie und Lob auf den Herrscher ist vielleicht weniger interessant, aber der famos unterhaltende Charakter zum fürstlichen Amüsement begeisterte auch heute noch.

Diese Unterhaltungsmusik vom Feinsten wurde nun, das erste Mal seit ihrer Uraufführung 1726, wieder einem Publikum zu Gehör gebracht. Der auf die Musik der Zeit und vor allem auch kulturell herausragenden Dresdner Hof jener Tage besonders ausgerichtete Vaclav Luks und sein Ensemble 1704 zeigten sich dieser Musik bestens gewachsen und boten einen ganzen Abend Esprit und Eleganz. Hatte auch Konzertmeisterin für die Violinbegleitung der Soloarie der Thetis am Ende des Werkes nicht ihren günstigsten Augenblick erwischt, die Geige sprach jedenfalls mehrfach nicht an oder räusperte sich, so darf diese Moment nicht über die tolle Leistung des Orchesters hinwegtäuschen. Neben der immer präsenten Continuogruppe mag man vor allem die beiden Hornisten erwähnen, die auf ihren ventillosen und damit schwer zu spielenden Instrumenten einen wahren Parforce Ritt für ihren Part hinlegten. Alle Achtung.

Luks hielt als Dirigent und auch Cembalist nicht nur sein Orchester zusammen, sondern wusste auch die vier Solosänger einzubinden. Diese vier Solisten stellten in den beiden Passagen des Werks auch den Chor.

Die Thetis, der deutsche Name der Teti, wurde von Roberta Mameli gesungen. Sie verfügte über eine gepflegte und affektreiche Sopranstimme, der es aber ein wenig an natürlicher Wirkung mangelte. Sie sang nicht nur affektreich, sondern auch ein wenig affektiert, so dass es nicht unbedingt glaubhaft klang. Manche Momente gelangen ihr bezaubernd, wie die frühe Arie „Sinche la tortorella senza sospetto“, was auch durch den zugehörigen fantasievollen Orchesterpart getragen wurde. Andere waren einfach nur schön gelungen.

Der Neptun oder Nettuno fand in dem Bariton Manuel Walser einen überzeugenden Sänger. Seine Stimme wies für die Partie die genau passende Charakteristik auf, um mit sonorer Würde, aber auch drängender Lust eine ebenso fürstliche wie menschliche Seite zeigen zu können. Gesanglich bot er keine Schwächen und gestaltete seine Partien wunderbar nuanciert.

Für die anderen Rollen boten die Mezzosopranistin Lucile Richardot und der Tenor Krystian Adam ihre Stimmen an. Lucile Richardot sang ausdrucksvoll und überzeugte auch mit dem nötigen Affekt. Sie zeigte sich voll involviert und konnte auch expressiv überzeugen.

Tenor Krystian Adam hatte die geringsten Anteile abbekommen, zeigte aber mit seiner feinen und edlen Stimme, dass er auch für größere Aufgaben zur Verfügung stehen könnte.

So bildeten die Sänger ein stimmlich höchst erfreuliches Quartett, dass in Solopartien oder zusammen, etwa als Chor, den Reiz des Werkes über die Rampe transportieren konnte, so dass das Publikum am Ende mit tosendem Applaus zeigte, dass es den Abend sehr genossen hatte, wie wohl auch schon der Dresdner Hof. Langeweile war auch in diesem Konzert keine zugegen gewesen und auch die Qualität der Darbietungen konnte überzeugen.

 

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