Konzerthaus Wien,
(c) Victoria Coeln

Ganz im Zeichen der drei großen „B“ stand der Konzertabend mit der Geigerin Julia Fischer, den Wiener Symphonikern und dem Dirigenten Andrey Boreyko. Wie die Konzerte von Bach, Beethoven und Brahms umgesetzt wurden und was es mit dem vierten Teil auf sich hatte, weiß Uwe Krusch für Pizzicato zu berichten.

Das Konzert begann in kleiner Besetzung und noch ohne Dirigenten mit dem a-Moll Konzert von Johann Sebastian Bach. Alle Beteiligten konnten sich dabei auf die Stimmführer und Julia Fischer für das Zusammenspiel verlassen. Sie boten einen schlackenlosen und flüssigen, aber nicht virtuos herausgeputzten Bach an, der die Werte des Werkes ohne überraschende oder gekünstelte Initiative formte.

Für die Konzerte von Beethoven und Brahms, die allein schon wegen der beteiligten Bläser, aber auch in den Streichern größer besetzt waren, kam dann auch Andrey Boreyko als Dirigent hinzu. Solistin, Orchester und Dirigent setzten die beiden Konzerte in schönster Eintracht um. Dabei wurde das Konzert von Beethoven entsprechend der Bezeichnungen der ersten beiden Sätze, Allegro non troppo und Larghetto, mit gemäßigtem Tempoansatz gespielt. Das bot die Chance, alle Feinheiten genau heraus zu kitzeln und mit Hingabe hörbar zu machen. Erst im Finalsatz wurde das Rondo mit einem zügigen Zugang präsentiert und so konnte die Gestalt des Satzes in einem hinreißenden Bogen ausgeformt werden.

Julia Fischer zeigte sich in allen drei programmierten Werken als niemals ermüdende Geigerin, die keine Nachlässigkeiten, und sei es auch nur aus Ermüdung, zuließ. Sie wusste als herausragende Gestalterin und ebenso mit überzeugender Technik zu begeistern. Dabei bewegte sie sich auf dem Pfad klassischer Auslegung, was auch die Wahl der Kadenzen betraf. Bei Beethoven setzte sie auf Kreislers Beiträge, bei Brahms dann griff sie noch weiter zurück auf die Ideen von Joseph Joachim.

Das Orchester begleitete sie auf diesem Weg eng. In einem gegenseitig befruchtenden Dialog taten sich insbesondere die Holzbläser mit ihrem intensiv ausgespielten Kantilenen und Einwürfen hervor. Vor allem der Fagottist wusste insbesondere bei Beethoven mit einem aktiven und nach vorne gerichteten Zugriff seinen Beitrag zu krönen. Boreyko gestaltete seine Rolle als aufmerksamer Ordner, der den Musikern Freiheiten in der Gestaltung ließ und nur wichtige koordinierende Akzente gab. Doch bei dem aufmerksamen Agieren von Solisten und Orchester waren auch nur kleine Vorgaben erforderlich.

Als ob das begeisterte Publikum noch nicht genug hätte und die Beteiligten auf der Bühne nicht schon ein umfangreiches Programm geboten hätten, hatten Fischer, Boreyko und Orchester zu diesem Werktriathlon zusammen noch eine Zugabe als vierten Punkt vorbereitet, die sie auch hören ließen. Mit der Romanze für Violine und Orchester in F-Dur op. 50, nochmals von Ludwig van Beethoven, wurde ein selten zu erlebendes Werk gereicht, dass neben dem Konzert eines der wenigen weiteren Werke für Geige und Orchester dieses Komponisten ist. Mit diesem etwas ruhigeren und kantablen Werk schloss der Abend trotz einer nach wie vor ungebrochen aufmerksamen und intensiven Darbietung mit befreiender Entspannung für das Auditorium.

 

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