Wer glaubt, Beethovens Klaviersonaten zu kennen, der sollte sich diese Aufnahme der Sonaten Nr. 5, 6, 7, 8, 13, 14, 21, 25 und 28 in den Interpretationen von Moritz Winkelmann anhören. Ähnlich wie Rudolf Buchbinder in seinen Salzburger Einspielungen (DGG) findet Winkelmann neue Farben, neue Tempi und eine ganz individuelle Art und Weise, Beethoven zu interpretieren, Beethoven stilistisch zu begegnen. Jede einzelne Sonate hat ihr Eigenleben und lebt von einem sehr lebendigen, kommunikativen Spiel. Das hat nicht mit den vielen intellektuellen oder zurückhaltenden Interpretationen sogenannter ‘weiser Männer und Frauen’ zu tun, Winkelmanns Beethoven ist unmittelbar und schnörkellos, er spricht den Hörer sofort an. Sicher, über Tempi kann man diskutieren, aber der Stuttgarter Pianist und Gewinner des Bonner Beethoven-Wettbewerbs 2015 bietet eine ungemein geschlossene Wiedergabe, die vor allem durch eine große Dynamik (Steinway D-274) und durch einen ebenso satten, wie filigran gestalteten Klang beeindruckt.
In Winkelmanns Beethoven wirkt nichts gekünstelt oder aufgebauscht. Kein Anflug von Sentimentalität gibt es da, sondern es ist ein in jedem Moment durchdringendes, pulsierendes Spiel, das jede einzelne Sonate zu einem Hörerlebnis werden lässt. Der Pianist, der bei seinem Spiel Beethoven fast wie einen Freund behandelt, verbindet fast unbemerkt historisch informierte Aufführungspraxis mit einer klassischen, fluiden Sichtweise, so dass Akzente und fließende Melodik, Expressivität und klare Linien sich immer die Waage halten und sich im Sinne von Beethovens Musik und seinem Humanismus auf schönste Weise ergänzen. Man darf also gespannt sein, wie es weitergeht.
Anyone who thinks he knows Beethoven’s piano sonatas should listen to this recording of sonatas nos. 5, 6, 7, 8, 13, 14, 21, 25 and 28 as interpreted by Moritz Winkelmann. Similar to Rudolf Buchbinder in his Salzburg recordings (DGG), Winkelmann finds new colors, new tempi and a very individual way of interpreting Beethoven, of approaching Beethoven stylistically. Each individual sonata has a life of its own and thrives on a very lively, communicative performance. This has nothing to do with the many intellectual or reserved interpretations of the so-called « wise men », Winkelmann’s Beethoven is direct and straightforward, he speaks to the listener immediately. Of course, tempi can be debated, but the Stuttgart pianist and winner of the 2015 Bonn Beethoven Competition offers an incredibly cohesive performance, which impresses above all with its great dynamics (Steinway D-274) and a sound that is as rich as it is filigree.
Nothing in Winkelmann’s Beethoven seems artificial or overblown. There is no hint of sentimentality; instead, the playing is penetrating and pulsating at every moment, making each sonata a listening experience. The pianist, who treats Beethoven almost like a friend in his playing, combines historically informed performance practice with a classical, fluid approach, so that accents and flowing melodies, expressiveness and clear lines always balance and complement each other in the most beautiful way in the spirit of Beethoven’s music and his humanism. It will be interesting to see what happens next.