Für den Komponisten Luis Tinoco ist ein wichtiger Teil seiner portugiesischen Heimat das Strahlen des blauen Himmels, das er mit seinem Geburtsort nahe Lissabon, dem Fluss Tagos und dem Atlantik verbindet. Neben diesem speziellen Licht spielt aber auch das Wasser eine besondere Rolle.
In dem ersten vorgestellten Werk, ‘Die blaue Stimme des Wassers’, spürt er dem blauen Akzent des Wassers nach, den der brasilianische Poet Manoel de Barros in einem Gedicht benannt hat. Gleichzeitig stellt er die Verbindung der beiden portugiesisch sprechenden Staaten Brasilien und Portugal her. Im Cellokonzert schlagen sozusagen wieder die Wellen hoch, zwischen Solist und Orchester.
Das Stück ‘Frisland’ hat zwei Bezugspunkte. Zum einen eine gleichnamige Insel im Nordmeer, die ein italienischer Kartograph im 16. Jahrhundert zeichnete, zum anderen finden sich Hinweise auf die Musik von Bill Frisell. Als Auftragswerk für Seattle entstanden, huldigt er damit dem jahrzehntelangen Bürger dieser Stadt. Mit ‘Before Spring’ ehrt er einen weiteren Komponisten, Igor Straninsky. Die Zitate in beiden Werken sind kaum wörtlich, sondern nehmen eher Charaktere der musikalischen Sprache auf.
Die Werke von Luis Tinoco sind ansprechende, um nicht zu sagen wirkungsstarke Tongemälde im gemäßigt moderner Sprache, die sicherlich auf die meisten Hörer ihre unmittelbare Wirkung nicht verfehlen. Dabei heben sie sich gegenüber anderen jungen Komponisten dadurch heraus, dass sie deutlich eine über einen unterhaltenden Charakter hinausgehende musikalische Tiefe spüren lassen.
Die ausführenden Interpreten dieser Aufnahmen sind größtenteils Auftraggeber der Werke und die Musizierenden wissen sich dieser Werke mit Inbrunst und Können anzunehmen. So gelingt es ihnen, das von Tinoco so geliebte Licht seiner Heimat auf die Werke scheinen zu lassen. So lässt man sich gerne in unbekannte Gefilde des Musikkosmos entführen.