Johannes Brahms: Klavierstücke (8 Klavierstücke op. 76, Rhapsodien op. 79, 7 Fantasien op. 116, 3 Intermezzi op. 117, 6 Klavierstücke op. 118, 4 Klavierstücke op. 119; Boris Berman, Klavier; 2 CDs Le Palais des Dégustateurs PDD018; Aufnahme 01/2018, Veröffentlichung 06/09/2019 (120'33) – Rezension von Remy Franck
Boris Berman hat viel für Chandos und Naxos aufgenommen, jedoch keine Werke von Brahms. Jetzt kommt auf dem kleinen, aber feinen französischen Label Palais des Dégustateurs eine Sammlung von Klavierstücken von Brahms heraus. Das zeigt nicht nur die längst nicht mehr überraschenden Wege des heutigen CD-Markts, sondern auch, wie wichtig gerade kleinere unabhängige Labels geworden sind.
Der heute 71-jährige Boris Berman stellt sich hier als Brahms-Interpret allererster Güte vor. Auffallend ist, wie sehr sein Spiel abgeklärt wirkt. Berman muss nichts mehr beweisen, er lässt die Musik für sich sprechen, betont das Melodische, das sich mühelos aus dem Strukturellen entwickelt, kredenzt mit feinen Gefühlen, so dass Leidenschaft und Melancholie, Sehnsucht, Rückblick wie Ausblick wie natürlich wechseln.
Berman versteht es, kontinuierlich eine fühlbare Spannung aufzubauen und die verschiedenen Stimmungen ohne Bruch miteinander zu verknüpfen.
Der Hörer kann sich also diesem Brahms vorbehaltlos hingeben und die Musik mit einer Schönheit und einer Spannung erleben, die dieses Album wohltuend aus der breiten Masse herausheben.
Boris Berman recorded a lot for Chandos and Naxos, but no works by Brahms. Now the small but fine French label Palais des Dégustateurs is releasing a collection of piano pieces by Brahms. This shows how important smaller independent labels have become. Boris Berman, now 71, presents himself here as a first-class Brahms interpreter. It’s striking how much his playing is serene and wise. Berman doesn’t have to prove anything anymore, he lets the music speak for itself, emphasizes the melodies, which develop effortlessly from the often complex structures. Emotions are finely nuanced, so that passion and melancholy, longing, retrospect as well as outlook change naturally. Berman knows how to continuously build up a perceptible tension and to connect the different moods without break. So the listener can indulge in this Brahms without reservation and experience the music with a beauty and a tension that make this album very attractive.