Von Ernest Chaussons ‘Poème de l’amour et de la mer’ kenne ich mehr schlechte als gute Aufnahmen. Diese hier ist glücklicherweise eine gute. Alexandre Bloch und das ‘Orchestre National de Lille’ schaffen einen stimmungsvoll-farbigen Rahmen für die wunderbar schillernde Stimme von Véronique Gens. Diese Stimme ist immer noch sehr flexibel, sicher in der Höhe, präsent im unteren Register. Zudem bleibt sie weder der Sinnlichkeit der Musik noch der Verständlichkeit des Textes etwas schuldig. Sie weiß, wie sie artikulieren muss, damit wir verstehen, was sie singt. Das ist heute durchaus nicht selbstverständlich.
Die selten zu hörende Symphonie von Ernest Chausson wird ebenfalls in einer hervorragenden Aufführung angeboten. Bloch hält die Musik ständig in Fluss und bringt ihre Schwermut, ja ihre tragischen Aspekte mit größter Leidenschaftlichkeit zum Ausdruck. Dort, wo die Musik heller ist, gestaltet sie der Dirigent elegant und mit einem faszinierenden Farbenspiel. So werden die Kontraste wirkungsvoll eingesetzt, um die Vitalität der Komposition zu optimieren. Kaum zu glauben, dass diese Symphonie nicht längst zum gängigen Repertoire gehört. Nach Charles Dutoits Aufnahme von 1995 liegt jetzt eine weitere Spitzeneinspielung davon vor.