Der italienische Komponist Alfredo Piatti lebte von 1822 bis 1901. Er war in erster Linie ein bekannter und begnadeter Cellovirtuose und spielte unter andrem mit Joseph Joachim in einem Streichquartett. Piatti komponierte nur wenige Stücke , darunter zwei Cellokonzerte, ein Concertino für Cello, sechs Cellosonaten und wohl sein bekanntestes Werke, die 12 Capricci für Violoncello solo, die auch als ‘Neues Testament’ der Celloliteratur bezeichnet werden, im Gegensatz zum ‘Alten Testament’, nämlich den Cellosuiten von Johann Sebastian Bach.
Und tatsächlich sind diese Capricci ein direkter und würdiger Nachfolger von Bachs großartigen Suiten, die sich aber in den Konzertsälen erstaunlicherweise nie so richtig durchsetzen konnten. Und auch auf CD gab es bisher nur zwei Einspielungen mit den Cellisten Norbert Holger und Wen-Sinn Yang. Unverständlich, warum sich kein bekannter Cellist dieser doch wundervollen Stücke annimmt.
Mit Anna Wrobel erscheint nun auf Dux eine faszinierende Aufnahme der Capricci op. 25. Die junge polnische Cellistin behandelt die Stücke wie Edelsteine und begeistert mit einem technisch brillanten und gleichzeitig auch sehr transparenten Spiel. Die Virtuosität entwickelt sich wie beiläufig, ja quasi zwanglos lässt sich Anna Wrobel von Piatti herrlich schöner Musik tragen. Und trotz aller Leichtigkeit spürt man in jedem Takt den festen, sicheren und packenden Zugriff der Interpretin. Ergänzt werden die ‘Dodici Capricci’ von dem Capriccio op. 25, der Serenade und der Elegia. Eine CD, die allen Musikfreunden wärmstens zu empfehlen ist.