« Das Margulis-Sordino-Pedal (MSP) ist ein Quantensprung der dynamischen (Klangvolumen) und spektralen (Klangfarbe) Ausdruckspalette des modernen Konzertflügels ». So steht es auf der Rückseite des Covers dieser exzellent aufgenommenen CD geschrieben. Und weiter heißt es in der Werbung für die Produktion: « Der deutsch-amerikanische Pianist russischer Abstammung war der künstlerische Auslöser dafür, dass Steingraeber die Idee des ‘Sordinopedals’ aus dem späten 18. Jahrhundert wieder aufgegriffen hat und in einen modernen Flügel D-232 einbaute – Jura Margulis spielte mit dieser Klangerweiterung die vorliegende Schubert-CD ein. »
Und in der Tat: Die Musik klingt anders, weicher, wärmer und gleichzeitig intensiver, dramatischer. Das kommt den ausgewählten Werken zweifellos zugute, auch wenn Margulis leider zu forsch zu Werke geht. Trotzdem: Die Interpretationen kommen immer äußerst kontrolliert und mit dem Gespür für das Wesentliche des Schubertschen Schaffens daher. Allerdings haben die ‘Impromptus’ nicht genügend Zeit, durchzuatmen. Am Eindringlichsten ist noch das ‘Moment musical’, denn Klavier kann er schon spielen, der Mann!
Fraglich erscheint mir danach der zu große Kontrast in der ‘Wanderer-Fantasie’ zwischen den übrigen drei Sätzen, die überaus draufgängerisch vorgetragen werden, und dem entscheidenden 2. Satz, in dem das den Titel gebende Lied von Georg Philipp Schmidt von Lübeck mit seinem vernichtenden Schlussvers: « Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück » auftaucht und in den der Pianist seine ganze Ausdruckskraft hineingelegt hat.
Besonders fraglich aber ist die Gestaltung des ersten Teiles der CD, in der Margulis wenig Respekt vor den Intentionen des Komponisten zeigt. Statt eines vollständigen Werkes bietet er zwei der ‘Klavierstücke’ D. 946, zwei ‘Impromptus’ aus Opus 90, eins aus Opus 142 und einen der ‘Moments musicaux’ op. 94, – was leider ganz nach ‘Wunschkonzert’-Programm aussieht.
For this recording Jura Margulis used a D-232 grand piano by Steingraeber with a ‘sordino pedal’. This extension provides a truly remarkable sound. The interpretations however are uneven and the program concept itself lacks coherence.