Beim Namen Wynton Marsalis denken die meisten an den Jazztrompeter und Leiter von ‘Jazz at Lincoln Center’. Dass er seit zwei Jahrzehnten auch für das klassische Symphonieorchester komponiert, mag weniger geläufig sein. Nunmehr legt er ein Violinkonzert vor, dass er Nicola Benedetti in die Finger geschrieben hat.
Das Konzert hat äußerlich mit einer dreiviertel Stunde Dauer eine beinahe klassische Anmutung. Es ist zwar viersätzig und die Satzbezeichnungen zeugen von einer anderen Herkunft. Aber es pflegt das Zusammenspiel von Solist und Orchester. Da es für die aus Schottland stammende Nicola Benedetti geschrieben wurde, hat er schottische Bezüge eingearbeitet. Auf der anderen Seite spielt seine eigene Musikerfahrung im Jazz eine entscheidende Rolle. Dazu kommen afrikanische Elemente. Diese Komponenten sowie der Hintergedanke, ein sozusagen für viele bekömmliches Werk zu komponieren, prägen diese Komposition, die mit amerikanischer Lebensfreude und einer Mischung der Stile daher kommt. Trotzdem ist ein geschlossenes Ganzes entstanden, das mit ausdrucksstark ansprechender Musik punktet.
Die fünfsätzige Fiddle Dance Suite bewegt sich in den gleichen Gefilden aus klassischer, jazziger Mischung und drückt ebenfalls große Lebensfreude aus.
Den Interpreten gelingt es, beide Werke mit der Freude darzustellen und dem Leben zu füllen, das sie benötigen, um zu wirken.
Benedetti ist eine ausgezeichnete Geigerin, die ihr Instrument beherrscht und sich hörbar bei dieser Musik wohl fühlt. Das gilt sowohl für das Konzert als auch die Fiddle Suite. In beiden Werken gelingt es ihr, die Elemente so kunstvoll miteinander zu verbinden, dass die Erzählung als Einheit erklingt und die Zuhörer mitreißt. Auch das Philadelphia Orchestra, dass von Cristian Macelaru geleitet wird, ergibt sich dem Drive des Werkes. Dieser herausragende Klangkörper wirft seine volle Begeisterungsfähigkeit und Spielkunst in die Waagschale, um dieses Stück mit modernen Ausdrucksmitteln auszureizen.