Johannes Brahms: Klavierstücke opp. 116-119; Yunus Kaya, Klavier; 1 CD Ars Produktion 38586; Aufnahme 09.2020, Veröffentlichung 03.2021 (79'40) – Rezension von Remy Franck
Der 35-jährige österreichisch-türkische Pianist Yunus Kaya hat die nötige Reife, um von Johannes Brahms die späten Stücke zu spielen. Mit den Fantasien op. 116, den Drei Intermezzi op. 117 und den Klavierstücken op. 118 resp. 119 zeigt sich Kaya als Brahms-Interpret allererster Güte. Mit den nötigen Farben und Schattierungen sowie einem sehr spontan wirkenden Rubato gelingt es ihm, diese intimen Stücke von Brahms dem Hörer zu erzählen. Er nimmt sich die Zeit, die Musik mit subtilen Bewegungen und einem beeindruckenden Potential an kreativem Willen atmen zu lassen, um mit fein nuancierten Farbvariationen Stimmungen zu erzeugen und eine fühlbare Spannung aufzubauen, die seine persönliche und warme Interpretation charakteristisch werden lassen. Er versucht weder mit exzentrischen Ideen zu blenden, noch das Agitato oder das Passionato zu kräftig werden zu lassen, das Intimissimo sentimento ist ihm generell viel wichtiger.
In diesen Brahms-Aufführungen wirkt daher nichts überzogen oder aufgesetzt, Natürlichkeit ist Trumpf, was gerade Brahms sehr entgegenkommt.
The 35-year-old Austrian-Turkish pianist Yunus Kaya has the necessary maturity to play the late pieces by Johannes Brahms. With the Fantasies op. 116, the Three Intermezzi op. 117 and the Piano Pieces op. 118 resp. 119, Kaya shows himself to be a very good Brahms interpreter. With the necessary colors and shadings as well as a very spontaneous rubato, he succeeds in telling these intimate pieces by Brahms to the listener. He takes the time to let the music breathe with subtle movements and an impressive rhetoric, to create moods with finely nuanced colors and to build a palpable tension that is a main characteristic of his personal and warm interpretation. He does not try to dazzle with eccentric ideas, nor to let the agitato or the passionato become too powerful; the intimissimo sentimento is generally much more important to him.
In these Brahms performances, therefore, nothing seems exaggerated or contrived; and so, Kaya’s naturalness suits Brahms very well.
Yunus Kaya: « Brahms ist große Philosophie »