Zehn Jahre liegen zwischen der ersten Aufnahme (Mozart) und der letzten (Schumann-Variationen) dieses Albums. Man merkt es kaum, denn Flügel und Akustik ähneln sich sehr, außer in den Variationen, die etwas halliger klingen. Vor allem aber ist die Inspiration des Pianisten in allen Fällen gleich groß.
Mehr noch: Anderszewski rückt die beiden Fantasien, die von Mozart und jene von Schumann näher aneinander, indem er in beiden Werken die oft abrupten Kontraste schärft, zwischen verträumten, kaum hörbaren Akkorden und metallisch schneidigen Fortissimi, zwischen totalem Mysterium und kraftvoll zum Ausdruck gebrachter Bestürzung.
Und er verbindet auch die beiden Mozart-Werke, auf deren Verwandtschaft die Musikwissenschaft ja hingewiesen hat. Die 14. Sonate folgt quasi ohne Pause, nahtlos die beiden c-Moll-Werke verbindend, so als sei die Fantasie die Einleitung der Sonate, deren erster Satz in einer fieberhaften Erregung zum entspannt und gleichzeitig nostalgisch reflektiv vorgetragenen Adagio führt. Auch im Finale werden Kontraste herausgearbeitet, zwischen Nachklängen des langsamen Satzes und brüsken Statements, die manchmal düster grollen.
Schumanns Fantasie verleiht Anderszewski eine beeindruckende Ausdruckstiefe, in dem er Poesie mit Entschlossenheit mischt, das Ganze in einem extrem klaren und sauber artikulierten Spiel. Darin äußert sich eigentlich der ganze Schumann mit seiner komplexen Persönlichkeit.
Die sogenannten ‘Geistervariationen’ WoO24 imponieren durch die gleiche Mischung von technischer Strenge und poetischer Zärtlichkeit, in einer unablässigen Folge von Fragen und Antworten.
Dieselbe Strenge, die gleichen Kontraste, die gleichermaßen sprechende Symbolik prägen den wohl nicht ohne Grund im düsteren Winter gedrehten und mit Bildern von der Zerbombung der Stadt und kalter Sowjetbauten angereicherten Film, den der Pianist zusammen mit Julien Condemine drehte. Trostloser, hässlicher kann man Warschau wohl nicht zeigen.