Das riecht nach Hollywood: ein Riesenerfolg fordert die Produzenten heraus, einen ersten Aufguss und eventuell sogar noch mehr Folgen zu drehen, wobei Niveau und Ideenreichtum schnell abnehmen. Das ging auch Emanuel Schikaneder so, der nach dem Text für Mozarts ‘Zauberflöte’ eine weitere Sequenz geschrieben hat, zu der sein Freund Peter von Winter nur wenige Jahre danach die Musik komponierte: ‘Das Labyrinth. Der Zauberflöte zweyter Theil’. Das glückliche Liebespaar Pamina und Tamino hat sich wiederum einigen Aufgaben zu stellen, wie der Trennung von Sarastro, einem unterirdischen Labyrinth und den düsteren Machenschaften der Königin der Nacht, die mit Hilfe von Tipheus, dem König von Paphos, immer noch danach trachtet, ihre Tochter wieder zu bekommen. Wir begegnen wiederum Monostatos, den drei Damen und Papageno, der endlich seine Papagena heiratet und schließlich der Retter aus der Not ist.
Der Komponist verfährt eigentlich ähnlich: er übernimmt in seiner netten Musik auch jede Menge Ingredienzien aus Mozarts Komposition, ohne die Einfallskraft des Wolfgang Amadée zu erreichen. Uninteressant also? Eigentlich nicht! Immerhin ist man als Zuschauer/hörer gespannt darauf, wie denn das Tandem Schikaneder/ von Winter die Fortsetzungsgeschichte sich entwickeln lässt.
2012 brachten die Salzburger Festspiele diese Opernrarität im Residenzhof auf die Bühne. Vor der Fassade des Stadtschlosses steht eine kleine Bühne, auf der das lustige Spiel stattfindet.
Christof Fischesser ist ein starker Sarastro mit einer wohlklingenden Stimme. Julia Novikova singt die Königin der Nacht. Sie hat Probleme im tiefen Register, und auch die recht schwierigen Koloraturen gelingen ihr nicht einwandfrei. Als Pamina kommt Malin Hartelius stimmlich deutlich an ihre Grenzen. Thomas Tatzl ist ein liebenswerter sowie stimmlich guter Papageno, und Regula Mühlemann verströmt als Papagena sängerischen und darstellerischen Charme.
Viel Lob verdienen Ivor Bolton und das Mozarteumorchester für ihr engagiertes Spiel, mit dem sie von Winters Komposition deutlich aufwerten.
Fazit: Auch wenn nicht alle Ampeln auf grün stehen, ist die ganze Produktion als Novität interessant genug, um einen nicht unangenehmen Opernabend vor dem heimischen Bildschirm zu verbringen.
Even though the production is not entirely satisfying, this second episode of ‘Die Zauberflöte’ written by Emmanuel Schikaneder and composed by Peter von Winter has enough trumps to ensure an enriching evening in front of the home media center.