Sergei Rachmaninov war ein großer Fan der orthodoxen Kirchenmusik, ihrer melodischen Schönheit und geistigen Stärke. Es lag für den Komponisten geradezu auf der Hand, die beiden wichtigen liturgischen Zyklen – die Chrysostomos-Liturgie sowie die Vesper – zu vertonen.
Nun hat die russische Sakralmusik eine derart charakteristische Klangfarbe, dass es nicht-russischen Chören oft schwerfällt, den spezifischen Ton zu treffen. Es geht hier nicht nur um die bloße korrekte Wiedergabe der Partitur, sondern auch – und vor allem – um die ganz besondere Stimmung, die diese Musik ausstrahlt. Ähnliches haben wir auch beim amerikanischen Gospel, den nur sehr wenige europäische Chöre adäquat interpretieren.
Der MDR Rundfunkchor bildet hier eine wohltuende Ausnahme. Was Risto Joost an Atmosphäre aus Rachmaninovs Gesängen herauszaubert, ist bewundernswert. Da werden der leiseste Ton zum intimen Gebet und die klangsatten Jubelchöre im zweiten Teil zu erhabenen Anrufungen.
Risto Joost lotet die gesamte Palette an Stimmfarben aus, beginnend mit umwerfenden Bässen, auf denen das gesamte Klangbild aufbaut – ein sehr stimmiges, homogenes Klangbild, das die harmonische Vielfalt dieser Vesper meisterhaft beleuchtet.
Superb account of Rachmaninov’s All-Night Vigil with perfectly balanced and genuinely atmospheric choir singing.