Shostakovich als Melancholiker und Stravinsky als Dandy, so benennt das Beiheft die beiden Komponisten dieser Aufnahme. Dieser Unterschied der beiden wird aus den unterschiedlichen Lebensumständen hergeleitet. Shostakovich blieb in Russland und erlitt die Sowjetunion. Stravinsky wanderte früh genug nach Paris und in die USA aus und genoss sein Leben.
Noch t in St. Petersburg stammt der ‘Trauergesang’, mit dem Strawinsky seinen früh verstorbenen Lehrer Rimsky-Korsakov ehrte und der noch in der Nähe von dessen Tonsprache anzusiedeln ist. Nicht viel später hatte er seinen ersten großen Erfolg, die Ballettmusik ‘Der Feuervogel’, aus der die Suite eingespielt wurde. Dagegen hatte Shostakovich schon schwere Lebensphasen hinter sich, als er auf der Höhe seiner Kompositionskunst die 12. Symphonie auf das Jahr 1917 der Revolution schrieb.
Cornelius Meister und das Radio-Symphonieorchester des ORF in Wien entwickeln für beide Werke einen ungemeinen Wohlklang an süffigem Sound, der wie eine Cinemaskop-Filmmusik anmutet. Das klingt beeindruckend schön. Aber passt das zur Musik?
Immerhin handelt es sich beim ‘Feuervogel’ um eine Ballettmusik und es fällt ein wenig schwer, sich anmutig bewegende Tänzer vorzustellen, wenn die Klänge so opulent sind. Und bei Shostakovich, der in seiner Symphonie auch Gewalt und unkontrollierte Stimmungen verdeutlichen will, hört man eher eine liebliche Morgenröte Aurora als das gleichnamige Schiff, das als Ausgangspunkt des Aufstands genannt wird.
Ja, diese Werke sind toll gespielt und strukturiert, selten so ‘schön’ gehört. Und trotzdem vermisse ich mindestens eine metaphysische Ebene in der Darstellung.