Bachs Inventionen und Sinfonien sind alles andere als Kinderkram. Mag der Thomaskantor die kurzen Werke auch als pädagogische Übungen konzipiert haben, so sind es letztendlich doch wahre Perlen der Musik geworden. Diese Perlen hat Zhu Xiao-Mei auf ihre unvergleichliche Art und Weise zusätzlich veredelt. In dem aufschlussreichen Interview im Begleitheft betrachtet die Pianistin BWV 772-801 als Weg in die Freiheit, als Loslösen von der starren Form und dem schematischen Spiel.
Dabei nimmt die Pianistin den Titel ‘Inventionen’ sehr ernst, indem sie sämtliche gestalterische Freiheit für sich beansprucht und mit viel Phantasie und Schaffenskraft an den Notentext geht. Sie erfindet ihn quasi neu, ohne Bach die Treue aufzukünden, ohne den Komponisten in den Schatten zu stellen.
Zhu Xiao-Mei verfügt über die besondere Gabe, sich vollends in die Musik zu versenken und aus ihrem Innersten heraus zu spielen. Ihre Demut vor dem Thomaskantor äußert sich in beeindruckender Souveränität in diesen Kompositionen, die sie mit ihrem sensiblen, stellenweise geradezu andächtigem Spiel in berückende Klänge verwandelt.