Eingehüllt in einen Mantel düsterer Gedanken startet Daniil Trifonov in Rachmaninovs Zweites Klavierkonzert, doch dann krabbelt er heraus, rafft sich auf und sammelt Kräfte, bricht wieder zusammen, voller Sehnsucht…nach Leid. Und im Adagio wird dieses Leid sublimiert. Trifonov wirkt verträumt und melancholisch, Nézet-Séguin pudert ihn wie eine Mutter ihren Säugling, traurig, gleichzeitig freudig, wie es Tolstoi einmal formuliert hat. Auf Händen gewiegt von Mutter Yannick erreicht Trifonov hier einen Grad an Rhetorik, der über alles stupend Technische hinaus absolut faszinierend ist und den letzten Teil des langsamen Satzes in pure Poesie verwandelt.
Diese Poesie bleibt im Finale erhalten, denn was andere mit purer technischer Brillanz gespielt haben, ist bei Trifonov erfüllt von innerem Leben und dem Gefühlstaumel tollen Überschwangs. Auch hier ist Nézet-Séguin mit dem total engagierten ‘Philadelphia Orchestra’ fest an des Pianisten Seite und gestaltet bedeutsam, spannungsvoll, als sei der Satz eine musikalische Transkribierung von Tchekhovs ‘Platonov’.
Das Vierte Klavierkonzert wird nicht weniger spannend dargeboten, sehr rhapsodisch im ersten Satz, voller russischer Schwermut im Largo, verziert mit dunklen Todesgedanken und einem Anflug von Revolte. Sowas staut Kräfte, und die brechen im skurril ungeordneten Finalsatz aus. Nézet-Séguin und Trifonov gestalten ihn apokalyptisch.
Zwischen beiden Konzerten spielt Trifonov, zur Läuterung, eine Suite aus Bachs Violinpartita BWV 1006 in einer Transkription für Klavier. Eines ist dem Hörer klar am Ende des Programms, das den Titel ‘Destination Rachmaninov’ trägt: Trifonov und Nézet-Séguin haben das Ziel erreicht.