Das erste Album mit Kompositionen der 41-jährigen, in London lebenden Australierin Lisa Illean vereint vier Werke. Die Besetzung der Stücke reicht vom Trio bis zum Symphonieorchester. Sie zeichnen sich durch ruhige, fast schwebende Klangentwicklungen aus. Mit feinen verführerischen Nuancen, die mit allen Elementen wie Klangfülle, Klangfarbe, anderen Hörphänomenen und Perspektiven raffiniert hantieren, zeigt sie ihren eigenen Stil, der nichts Minimalistisches an sich hat. Die Werke geben Einblick in diese fesselnde Klangwelt.
‘arcing, stilling, bending, gathering’ ist ein Stück für Klavier und Streicherensemble. Letztere sind in kleinere verschiedene Gruppen unterteilt, zu denen voraufgenommene elektronische Klänge in einem nicht temperierten System hinzukommen. Die Komponistin selbst hört es als ‘sehr persönliche der Momente der Verwandtschaft und Zärtlichkeit’.
Tiding II, also Gezeiten befasst sich mit elementaren Mustern. Saxophon, Schlagzeug und Klavier bilden flüchtige Klangflächen, die mit den Gezeiten verebben und fließen.
Die Poesie von Gerard Manley Hopkins findet mit der Sopranistin Juliet Fraser, dem Explore Ensemble sowie voraufgenommenen Klängen in ‘A through-grown earth’ Interpreten für eine Erforschung der subtilen Extremitäten der Stimme.
Am ruhigsten trotz der stärksten Besetzung zeigt sich ‘Land’s End’. Das Orchester gibt darin detaillierte Bleistiftzeichnungen windgepeitschter Landschaften von Vija Celmins wieder. Die oft nur angedeutete Musik verleitet zum aufmerksamen Lauschen und damit dazu, sich zum’ Klang vorzubeugen und so die Landschaftseindrücke auch körperlich nachzuempfinden.
Diese Musik mag über die vorgegebenen bildhaften Beschreibungen hinaus beim Hörer eigene Ideen zeitigen. Ihr gelingt es jedenfalls, trotz der leisen und ruhigen Gestaltungen immer eine Spannung zu halten und das Interesse zu binden, wenn man denn scheinbar ereignislose flächige Formen nicht von vornherein ablehnt. Das Moderne in diesen Werken kommt eher aus den ungewohnten Höreindrücken von zugespielten Klängen und der teilweise fehlenden Temperierung als aus harmonischem Wagemut oder spieltechnischen Neuerungen.
Die Interpreten tragen allesamt mit ihrem den Feinheiten nachhörenden Spiel bzw. Gesang dazu bei, diese Aufnahmen zu einem frischen Hörerlebnis werden zu lassen. Sie tauchen verinnerlicht in diese Klangstrukturen ein und können sie damit wunderbar in ihrem Wesensgehalt und den Einzelheiten veranschaulichen. Die Mischung aus Kammermusik und orchestralem Klang ist ein weiterer positiver Aspekt der Einspielungen
The first album with compositions by Lisa Illean combines four works. The instrumentation of the pieces ranges from trio to symphony orchestra. They are characterized by calm, almost floating sound developments. With subtle, seductive nuances that cleverly handle all elements such as sonority, timbre, other aural phenomena and perspectives, she demonstrates her own style, which has nothing minimalist about it. The works provide an insight into this captivating world of sound.
« arcing, stilling, bending, gathering » is a piece for piano and string ensemble. The latter are divided into smaller different groups, to which pre-recorded electronic sounds are added in a non-tempered system. The composer herself hears it as « very personal moments of kinship and tenderness ».
Tiding II deals with elementary patterns. Saxophone, percussion and piano form fleeting soundscapes that ebb and flow with the tides.
The poetry of Gerard Manley Hopkins finds interpreters in soprano Juliet Fraser, the Explore Ensemble and pre-recorded sounds in « A through-grown earth » for an exploration of the subtle extremities of the voice.
« Land’s End » is the quietest despite the strongest instrumentation. In it, the orchestra renders detailed pencil drawings of windswept landscapes by Vija Celmins. The music, which is often only hinted at, entices the listener to listen attentively and thus to lean forward to the sound and physically experience the impressions of the landscape.
This music may generate its own ideas in the listener beyond the given pictorial descriptions. In any case, despite the quiet and calm arrangements, it always manages to maintain tension and hold the listener’s interest, if one does not reject seemingly uneventful flat forms from the outset. The modernity in these works comes more from the unfamiliar auditory impressions of played sounds and the partial lack of temperament than from harmonic daring or technical innovations.
The performers all contribute to making these recordings a fresh listening experience with their subtle playing and singing. They immerse themselves in these sound structures and are thus able to illustrate them wonderfully in their essence and details. The mixture of chamber music and orchestral sound is another positive aspect of the album.