Luigi Cherubini: Requiem in c-Moll 'à la Mémoire de de Louis XVI'; Charles-Henri Plantade: Messe des Morts à la Mémoire de Marie-Antoinette; Le Concert Spirituel, Hervé Niquet; 1 CD Alpha 251; Aufnahme 01/2016, Veröffentlichung 10/2016 (69'14) – Rezension von Uwe Krusch

Die beiden Totenmessen zu Ehren der auf dem Schafott hingerichteten Ludwig XVI und Marie-Antoinette wurden an Jahrestagen ihrer Hinrichtungen aufgeführt und ergänzen sich vorzüglich. Beide Werke haben die übliche katholische Satzfolge. Und die Besetzung für Orchester und Chor kommt ohne Gesangsolisten aus.

Unterschiede ergeben sich im Stil. Während Cherubini in diesem c-Moll Requiem den Chor in die vier bekannten Stimmlagen teilt (während sein Requiem in d-Moll nur mit Männerstimmen besetzt ist) und der Verdüsterung der Stimmung wegen auf die Flöte verzichtet, ist bei Plantade der Chor zwar auch viergeteilt, aber eine Frauenstimme ist durch eine zweite Tenorstimme ausgetauscht. Damit folgt Cherubini dem italienischen Stil, und Plantade orientiert sich an französischen Kompositionsmodellen, die rund hundert Jahre vorher entstanden waren.

Dem Dirigenten Hervé Niquet ist mit dem Requiem von Plantade mal wieder eine außerordentliche Entdeckung gelungen. Der Komponist hat die Musiksprache des 18. Jahrhunderts mit den Techniken des 19. Jahrhunderts kombiniert. Dadurch schafft er eine zärtliche Form für das Gedenken an Marie-Antoinette, obwohl das Requiem bereits früher komponiert worden war.

Le ‘Concert Spirituel’ auf Originalinstrumenten und der Chor mit der der Entstehungszeit zeitgemäßen französischen Aussprache des lateinischen Textes gelingt es wieder einmal, dem Hörer eine bekannte Musikwelt (Cherubini) in vorzüglicher Art und Weise zu präsentieren und gleichzeitig eine neue unbekannte (Plantade) so intensiv und eindrucksvoll zu öffnen, dass der Zuhörer in die Begeisterung der Entdecker dieses Stückes hineingesogen werden.

The well-known Cherubini Requiem in c minor is wisely combined with a precious discovery, the Requiem by Charles-Henri Plantade. Niquet and his Le Concert Spirituel once more draw the listener into a marvellous soundscape.

 

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