Na gut, die letzten Mozart-Symphonien mit den Berlinern und Rattle, das ist kein Programm, das einen vom Hocker reißt. Die nur digital als Download erhältliche Aufnahme, ruhte deswegen mal einige Wochen auf einem Abstellgleis meines Computers. Doch dann…
Gleich im ersten Satz der 39. Symphonie ist Rattles Weg zu Mozart sehr frisch und gekennzeichnet von einem auffallend scharfen Pauken-Sound. Seine Erfahrungen mit der historischen Aufführungspraxis impft er den Berliner Philharmonikern ein. Das Tempo ist in den Ecksätzen flüssig, aber nicht rabiat, doch das wirklich Faszinierende hier ist die Transparenz des Klang und der phantasievolle Umgang mit den Melodielinien, die sich umgarnen, entfernen, wiedervereinen und Leben in den Satz bringen. Der langsame Satz wird schön modelliert, und im Trio des Menuetts entdeckt der Dirigent österreichische Volksmusik.
Diese innere Lebendigkeit eines sehr schlanken Musizierens belebt auch die g-Moll-Symphonie, auch wenn man etwas wehmütig an die Streicherqualität der alten Karajan-Aufnahme denkt. Aber gut, das hier ist live!
Das Schwerste an diesem Werk, das nur die wenigsten Dirigenten schlüssig herausgearbeitet haben, ist die getrübte Stimmung des Komponisten. Das innere Drama der im Grunde tragischen Musik wird auch hier nicht wirklich spürbar.
Etwas enttäuschend wirkt dann, im Vergleich vor allem mit der 39. Symphonie, die zwar immer noch sehr lebendig, aber nicht wirklich so phantasievoll und inspiriert musizierte Jupiter-Symphonie. Da ist mir dann Minkowskis Einspielung mit den ‘Musiciens du Louvre’ (2005, Archiv Produktion 477 5798) viel lieber, weil sie so reich und so spannend wirkt wie das Leben des rastlosen, lebenslustigen römischen Gottes Jupiter, nach dem das Werk posthum benannt wurde.
Da im Download ja nicht alles gekauft werden muss, rate ich Interessenten vor allem zur 39. Symphonie.