Einen ungewöhnlichen Weg hat der Countertenor Jakub Jozef Orlinski für dieses Soloalbum gewählt, so mag man auf den ersten Blick denken. Er stellt geistliche Musik der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor. Und bei acht der zwölf Stücke handelt es sich auch noch um Ersteinspielungen. Diese Herangehensweise hat gleichzeitig den Vor- und Nachteil, keinen direkten Vergleich mit anderen Größen des Metiers zu bieten. Für den Sänger stellt diese Auswahl einen Vorteil dar, da seine Stimme für diese Art der Musik eine besonders gute Grundlage bietet. Denn sie klingt rein und himmlisch schwebend, was für sakrale Musik sicherlich nicht die unpassendste Voraussetzung ist.
Wer ein Feuerwerk an Koloraturen und Verzierungen erwartet, ist bei dieser Aufnahme sicherlich schlecht aufgehoben. Wer detailliert gezeichnete Formen und Linien in zumeist ruhigerem Zeitmaß als sein bevorzugtes Hörobjekt ansieht, wird hier reichlich belohnt. Die selbst auferlegte Fokussierung auf Werke in italienischer und lateinischer Sprache wird durch die Diversifizierung auf kirchliche Stücke, Arien aus Oratorien und auch sakralen Dramen wiederum abwechslungsreich gestaltet.
Die kunstvoll und gleichzeitig natürlich gehaltene Darstellung durch den Sänger wird unterstützt durch das Ensemble ‘Il Pomo d’Oro’ in Orchesterbesetzung, geleitet von Maxim Emelyanychev, die mit ihrem Originalklang einfühlsam den Sänger auf einer Wolke schweben lassen. Dem jungen Polen gelingt es, sich voll und ganz intensiv in dieses Refugium einzuleben und einen noch unbekannten Abschnitt der Musikgeschichte erlebbar werden zu lassen. Danke dafür!