Choros, Musik zur Tragödie Oidipous von Sophokles; Ensemble Melpomen (Conrad Steinmann, Arianna Savall, Giovanni Cantarinui, Martin Lorenz); 1 CD Solo Musica SM317; Aufnahme 04/23019, Veröffentlichung 17/07/2020 (73'26) - Rezension von Remy Franck
Wer ohne viel Information diese Platte abspielt, glaubt zunächst, es handele sich um zeitgenössische, experimentelle Musik. Dann bilden sich Assoziationen mit der Musik von Carl Orff, De temporum fine comoedia, Trionfo, Antigonae oder ähnliche Werke. Nichts von alledem trifft zu. Hier haben wir es mit Musik aus dem antiken Griechenland zu tun, neu imaginiert von Conrad Steinmann. Er und sein Ensemble Melpomen stützen sich dabei auf Rhythmik und Akzente des originalen Altgriechisch und auf nachgebaute Instrumente jener Zeit. Chöre aus der Tragödie Ödipus von Sophokles stehen im Zentrum dieser Produktion.
Verwendet werden Instrumente, die nach Funden und Abbildungen vom Schweizer Instrumentenbauer Paul J. Reichlin gebaut wurden, etwa die siebensaitige Lyra und die Kithara, die Doppelflöte Aulos sowie Perkussionsinstrumente wie die Handtrommel Tympanon, die Krotala und die Kymbala.
Diese Instrumente werden unter den Musikern aufgeteilt. So begleitet sich die Sopranistin Arianna Savall auf der Lyra. Andere Sänger spielen auch Schlagwerk. Hinzu kommen dann noch Sängergruppen, die im Chor auftreten. Conrad Steinmann, der Leiter des Ensembles und des ganzen Projekts, spielt die Aulos und andere Instrumente.
Das Programm besteht aus Chören, Solonummern und Instrumentalstücken und entführt den Hörer in eine ganze spezielle, ungemein reizvolle Klangwelt. Das Hörerlebnis wird umso befriedigender als Melpomen ein sehr hohes musikalisches Niveau hat und die historischen Instrumente ebenso meisterhaft beherrscht wie die eigenen Stimmen. Die Reinheit des Mädchenchors etwa ist absolut bewundernswert.
Wer auf ein ganz ungewöhnliches und neuartiges Musikerlebnis aus ist, sollte sich diese CD anhören.
Anyone listening to this program without much information initially believes that it is contemporary, experimental music. Then associations are formed with the music of Carl Orff, De temporum fine comoedia, Trionfo, Antigonae or similar works. None of this is true. Here we are dealing with music from ancient Greece, newly imagined by Conrad Steinmann. He and his Ensemble Melpomen base their work on the rhythm and accents of the original Ancient Greek and on replicated instruments of that time. Choirs from Sophocles’ tragedy Oedipus are the focus of this production.
The instruments were built according to finds and illustrations by the Swiss instrument maker Paul J. Reichlin, such as the seven-string lyre and the kithara, the double flute aulos and percussion instruments such as the hand drum tympanon, the krotala and the kymbala.
Soprano Arianna Savall accompanies herself on the lyre. Other singers play percussion instruments. Then there are also groups of singers who perform in the choir. Conrad Steinmann, the leader of the ensemble and the whole project, plays the aulos and other instruments.
The program consists of choirs, solo numbers and instrumental pieces and takes the listener into a very special, incredibly attractive world of sound. The listening experience is all the more satisfying as Melpomen has a very high musical level and plays the historical instruments as masterfully as her own voices. The purity of the girls’ choir, for example, is absolutely admirable.
If you are looking for a very unusual and novel musical experience, you should listen to this CD.