Musiker, die ein Instrument spielen, das eher im Schatten steht, wie Bratschisten, können immer dankbar sein, wenn ein Komponist selber dieses Instrument spielt, da er sowohl um die Tücken als auch die Schönheiten weiß und damit maßgeschneiderte Kompositionen gestalten kann. In diesem Sinn hat Hindemith neben orchestralen Werken mit Solobratsche und drei Sonaten mit Klavier auch noch vier Solosonaten geschaffen.
Welche herausragende Qualität diese Werke für die Solobratsche haben und welche Hörfreude sie auslösen können, ist mit der Einspielung von Ruth Kilius nachvollziehbar. Zwar hat der aus Hessen stammende Hindemith eine für seine Zeit moderne Tonsprache genutzt. Aber mit der Verwendung sich rückbesinnender Formen wie etwa der Passacaglia und weiteren Bezügen schlägt er immer wieder auch den Bogen zu Reger und vor allem Johann Sebastian Bach, den er aber mit eigenen Mitteln und Ausdrucksweisen kommentiert.
Während die ersten drei Solosonaten noch relativ schnell aufeinander folgten, kam der Nachzügler ohne Opus Zahl erst vierzehn Jahre später. Einen besonderen Reiz spielten die Sonaten aus, weil Hindemith sie selber quasi aus der Feder heraus uraufführte und damit zwischen Komposition und Improvisation einen sehr lebendigen Zugriff hatte.
Ruth Killius hat nunmehr eine fabelhafte Einspielung dieser Solostücke vorgelegt, mit der sie die Fülle an Feinheiten und Fußangeln, die musikalischen Rückbezüge und auch die bei Hindemith vorhandenen Querköpfigkeiten makellos darstellt. Ihr Spiel bietet die pochenden Lebensadern, mit denen sie die Musik aufwühlt, die Verzweiflung herausholt, emphatische Töne ebenso findet wie das Kantige modelliert und auch liebreizende Momente sprechen lässt.
A talented viola player himself, Paul Hindemith has composed four solo sonatas for the viola. These solo pieces are a unique cosmos which Ruth Killius successfully explores. Her multifaceted playing ascertains all aspects of these works.