Witold Maliszewski: Streichquartett Nr. 2 C-Dur; Roman Statkowski: Streichquartett Nr. 4 op. 38; Camerata Quartet (Wlodzimierz Prominski Andrzej Kordykiewicz, Violinen, Piotr Reichert, Viola, Rafal Kwiatkowski, Cello); 1 CD PSCM 001; Aufnahme 08/2020, Veröffentlichung 11/2020 (63'55) - Rezension von Remy Franck
Wie vor ihm der Russe Alexander Borodin studierte der Pole Witold Maliszewski (1873-1939) an der Militärakademie in St. Petersburg Medizin, doch nach Abschluss des Studiums ließ er sich bei Nikolai Rimsky-Korsakov am Petersburger Konservatorium ausbilden.
Von 1908 bis 1921 leitete er das Konservatorium von Odessa, das er gegründet hatte. Danach unterrichtete er am Konservatorium in Warschau. Sein bekanntester Schüler war Witold Lutoslawski.
Seine Kompositionen sind heute weitgehend unbekannt. Von seinen drei Streichquartetten erklingt hier Nr. 2 in C-Dur aus dem Jahre 1905. Es beginnt mit einer Largo-Einleitung und einem schwungvollen, aber gleichzeitig sehr kantablen Allegro. Der zweite Satz, Andante con tristezza, führt zu einem Allegretto scherzando, das mit seinem recht markanten Rhythmus vom wunderbar inspirierten Camerata Quartet mit unwiderstehlichem Charme sehr tänzerisch gespielt wird.
Das lebhafte Finale wird, wie der Rest des Quartetts, sehr engagiert gespielt. De Musiker geben wirklich ihr Bestes, um diese Komposition so wirkungsvoll wie möglich werden zu lassen, ohne jede Übertreibung, im besten Sinne musikantisch und ausdrucksvoll.
Der zweite Komponist auf dieser CD ist Roman Statkowski (1859-1925). Er wollte zunächst Jurist werden, studierte aber dann doch lieber Komposition und landete, wie Maliszewski, bei Nikolai Rimsky-Korsakov. Seine ersten Erfolge hatte er als Opernkomponist. Er hat aber auch Orchesterwerke, Klaviermusik und Kammermusik geschrieben. Er ist einer von vielen polnischen Komponisten zwischen Moniuszko und Szymanowski, die fast nur in Polen bekannt sind, und selbst dort nicht sehr gut. Er komponierte sechs Streichquartette im romantischen Stil. Der erste Satz des auf dieser CD gespielten Vierten Quartetts, Larghetto-Allegro moderato, wird vom Camerata Quartet mit kräftigen Akzentuierungen belebt. Doch so richtig kommt die Musik erst im Scherzo in Fahrt, das sehr beschwingt und mit transparentem Musizieren dargeboten wird. Vor dem wiederum sehr energisch und gleichzeitig leicht und grazil musizierten Finale kommt ein liebliches Andante, das die vier Musiker gefühlvoll und nachdenklich spielen. Dabei kommt es zu sehr schönem, spirituellem Interpretieren. Das Finale enthält übrigens auch einige sehr nachdenkliche und eher dunkle Passagen, die mit dem Rest des Satzes kontrastieren.
Mithin ist dies eine durchaus attraktive CD mit zwei Kammermusikwerken, von denen jenes von Statkowski in Ersteinspielung zu hören ist. Das Quartett von Maliszewski wurde, entgegen dem was in diesem Album vermittelt wird, bereits bei einem anderen polnischen Label aufgenommen.
Like the Russian Alexander Borodin before him, the Pole Witold Maliszewski (1873-1939) studied medicine at the Military Academy in St Petersburg, but after his studies he was trained by Nikolai Rimsky-Korsakov at the Petersburg Conservatory.
From 1908 until 1921 he was head of the Conservatory of Odessa, which he had founded. Afterwards he taught at the Conservatory in Warsaw. His most famous student was Witold Lutoslawski.
His compositions are largely unknown today. Of his three string quartets, No. 2 in C major from 1905 can be heard here, beginning with a Largo introduction and a lively, but at the same time very cantabile Allegro. The second movement, Andante con tristezza, leads to an Allegretto scherzando which, with its rather striking rhythm, is played with irresistible charm and grace by the wonderfully inspired Camerata Quartet. The dynamic finale, like the rest of the quartet, is played with great commitment. The musicians really give their best to make this composition as effective as possible, without any exaggeration however, in a lyrical and expressive performance.
The second composer on this CD is Roman Statkowski (1859-1925). He initially wanted to become a lawyer, but then he preferred to study composition and, like Maliszewski, ended up with Nikolai Rimsky-Korsakov. He had his first successes as a composer of operas. But he also wrote orchestral works, piano music and chamber music. He is one of many Polish composers between Moniuszko and Szymanowski, who are almost only known in Poland, and even there he is not very popular. He composed six string quartets in romantic style. The first movement of the quartet played on this CD, Larghetto-Allegro moderato, is enlivened with powerful accents by the Camerata Quartet. But the music only really gets going in the lively Scherzo. Before the finale, which is again very energetic and at the same time light and graceful, there is a lovely Andante, which the four musicians play with feeling and reflection. The result is a very beautiful, spiritual interpretation. By the way, the finale also contains some very thoughtful and rather dark passages that contrast with the rest of the movement.
This is therefore a very attractive CD with two chamber music works. The Statkowski is a premiere recording. The quartet by Maliszewski, contrary to what is specified in this album, has already been recorded by another Polish label.