Um eine komplette CD mit der Musik Shostakovichs für die Bratsche einspielen zu können, muss man sozusagen etwas arrangieren, da er nur eine Bratschensonate geschrieben hat. Diese ist übrigens sein letztes vollendetes Werk, dessen Uraufführung er nicht mehr erlebt hat. Veit Benedikt Hertenstein hat deshalb selbst die Cellosonate für sein Instrument der Mittelstimme der Streicher eingerichtet. Die Cellosonate hat Shostakovich 40 Jahre früher geschrieben, in den Zeiten der sozialistischen Kämpfe gegen die Kultur. Dass sich Shostakovich den Vorgaben auch hier nicht gebeugt hat, ist herauszuhören.
Witzig auch, dass kürzlich erst der umgekehrte Weg veröffentlicht wurde, nämlich die Celloversion der Bratschensonate (Pizzicato-Rezension) .
Hertenstein und seine Duopartnerin Minze Kim am Klavier zeigen sehr wohl die Abgründe und versteckten Botschaften in den Kompositionen dieses russischen Tonsetzers auf. Handwerklich ausgefeilt und interpretatorisch tiefgründig lauschend folgen sie der Musik. Beim Vergleich mit dem Original der Cellosonate wird diese in der Bratschenversion leichtfüßiger, aber, auch wenn das für die Violastimme begrifflich nicht so recht zu passen scheint, in den höheren Registern schriller. Die Celloversion der Bratschensonate wiederum leidet unter dem Tauschphänomen nicht so sehr. Auf alle Fälle zeigen die Vergleiche, dass, jede Sonate eben auf ihr Instrument zugeschnitten ist, anders als im Barock, wo Anpassungen an verfügbare Musiker sich leichter umsetzen ließen. Doch will ich auch nicht leugnen, dass die Adaptionen auch ihren Reiz haben. Zumal, wenn sie wie hier, in fachkundige Hände gelangen.