Gustav Holst: At the Boar's Head; Jonathan Lemalu (Falstaff), Eric Barry (Prince Henry), Pawel Kolodziej (Poins), Krzysztof Szumański (Bardolph), Kathleen Reveille (Doll Tearsheet), Adam Zdunikowski (Peto), Gary Griffiths (Pistol), Nicole Percifield (Hostess), Mateusz Stachura (Gadshill), Sinfonietta Warsaw Chamber Opera, Lukasz Borowicz
2 CDs Dux 1307-8; Liveaufnahme 04/2016, Veröffentlichung 10/2016 (55'0+38') – Rezension von Remy Franck
Dux präsentiert mit diesem Album Liveaufnahmen vom Beethoven Festival aus Warschau, das seit einiger Zeit jedes Jahr wenig bekannte Opern konzertant in sein Programm aufnimmt.2016 wurden zwei sehr unterschiedliche britische Einakter aufgeführt.
Gustav Holsts ‘At the Boar’s Head’ vom Komponist « A Musical Interlude in One Act » genannt, basiert auf einem Libretto, das der Komponist aus Auszügen von Shakespeares ‘Henry IV’ und zwei Sonetten des Dichters zusammenstellte. Im Mittelpunkt steht eine Unterhaltung zwischen Falstaff und dem Prinzen Hal vor dem Hintergrund des beginnenden Bürgerkriegs. Holst ist in dieser handlungsarmen Geschichte eine wunderbare musikalische Darstellung der Charaktere gelungen.
Die beiden Hauptdarsteller sind vorzüglich. Der Neuseeländer Jonathan Lemalu beeindruckt mit einer sonoren Bassbariton-Stimme und einer treffsicheren Charakterisierung des Falstaff, der Amerikaner Eric Barry gibt dem verunsicherten Prinzen Hal mit seiner etwas engen, aber hier sehr passenden und weitgehend sicher geführten Tenorstimme viel Profil.
Der zweite Einakter stammt von Ralph Vaughan Williams: ‘Riders to the Sea’ entstand in den Jahren 1925-1932 und basiert auf einem Libretto nach einem Theaterstück von John Millington Synge. ‘Riders of the Sea’ erzählt die tragische Geschichte einer Mutter, die ihren Mann, ihren Schwiegervater und fünf ihrer sechs Söhne draußen auf dem Meer verloren hat. Im Verlaufe der Geschichte fällt ihr letzter Sohn bei einem Ritt am Strand entlang vom Pferd und ertrinkt. Die Mutter klagt: « They are all gone now, and there isn’t anything more the sea can do to me. »
Vaughan Williams hat die Verarbeitung des Themas – der aussichtslose Kampf der Menschheit gegen die Naturgewalten – atmosphärisch dicht beschrieben. Im Gegensatz zur Holst-Oper, wo die männlichen Stimmen dominieren, hat ‘Riders to the Sea’ eine hauptsächlich weibliche Besetzung. Die Mezzosopranistin Kathleen Reveille singt hier die Hauptrolle, die Mutter Maurya, die sie gut darstellt, mit einer Mischung aus Angst und Resignation. Vokal beeindruckt sie mit einer kräftigen und in allen Lagen sicher geführten Stimme, mit einem charakteristischen schnellen Vibrato in der Höhe. Die Sopranistin Nicole Percifield singt Cathleens Rolle sehr eindrucksvoll, dramatisch und darstellerisch sicher, Die Rolle ihrer Schwester Nora singt die Mezzosopranistin Evanna Chiew genau so zufriedenstellend.
Die Leitung beider Opern hat der polnische Dirigent Lukasz Borowicz. In Holst-Einakter bringt er sein Orchester zu einem sehr farbigen und deftigen Spiel, so wie es die Oper verlangt. Allerdings bietet ‘Riders to the Sea’ dem Dirigenten mehr Gelegenheit zu aktiver, atmosphärischer Gestaltung, was zu einer deutlichen Aufwertung des Orchesterparts führt und Vaughan Williams gestalterische Tonsetzung in vielen Farben schimmern lässt.
This production from the Beethoven Festival in Warsaw comprises two very different one-act operas from Gustav Holst and Ralph Vaughan Williams, the first with a mainly male, the second with a largely female cast. The singers in both operas are quite compelling and vocally impressing. Lukasz Borowicz leads the Warsaw Chamber Opera Sinfonietta and gets from the ensemble dramatically important contributions. Especially the Vaughan Williams opera benefits from a superb and highly colourful orchestral part, with Borowicz capturing the full intensity and passion of the music.