Die Interpreten dieser Gesamteinspielung der Sonaten für Klavier und Violine von Beethoven sind seit Jahren arrivierte Musiker, die für diese Aufnahme zusammen gefunden haben. Sie bieten einen weitgehend einheitlichen Stil ihrer Interpretationen an. Lediglich die drei frühen Sonaten op. 12 wirken ein wenig distanziert betrachtet und mit weniger Intensität dargeboten.
Doch spätestens ab der Frühlingssonate sind die beiden Interpreten in ihrem Element und zeigen mit intensivem und belebtem Auftritt, dass sie diese Musik voll aufgesogen haben und ihre Begeisterung weitergeben wollen. Das gelingt ihnen einerseits mit köstlich sorgfältig ausgefeilten langsamen Passagen wie auch quirlig wirbelnden schnellen Abschnitten.
Dabei bieten sie einerseits spontan wirkende Deutungen an, bei denen im Eifer des Spiels auch mal eine Kette kleiner Notenwerte nicht metrisch perfekt wird oder der Zusammenhalt im Augenblick schwächelt. Doch sind das Petitessen, wenn man die tragende Aussage der Musik vernimmt, die aus dem Augenblick heraus entstanden zu sein scheint.
Andererseits deuten schon die bei den drei Variationssätzen einzeln abrufbaren Abschnitte für jede Variation an, dass sich die Interpreten genau abgezirkelt der Aufgabe angenommen haben. So sind auch Phasen zu hören, denen die sonst gezeigte Lebendigkeit abgeht.
Interessant ist auch ein anderer Aspekt. Die Sonaten tragen schon im Titel, Werke für Klavier und Violine, den Hinweis, dass dem Tasteninstrument eine große Bedeutung zukommt, wenn auch Beethoven im Sinne der Gleichberechtigung der Instrumente mit Siebenmeilenstiefeln im Zyklus vorangeschritten ist. Und vor diesem Hintergrund zeigt Thibaudet mit Sensibilität für die Harmonien und auch Virtuosität, dass er beim Anschlag sorgfältig phrasiert wie er auch in ruhigen Passagen feinsinnig gesponnene Arbeit an den Tasten erledigt. Das ist pianistisch untadelig. Und daraus entwickelt sich dann ein gespanntes Zuhören für den Pianopart, bei dem die Ohren sich oft besonders auf diese Stimme konzentrieren (und das von jemandem, der Geige spielt!)
Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, auch Midori weiß die Möglichkeiten, die ihr Instrument sowohl technisch wie auch für den Ausdruck bietet, bestens zu nutzen. Und das setzt sie auch um, um ihre Stimme sorgfältig und jeweils werkgerecht zu gestalten.
Zusammen mit dem Beiheft, das der Entstehung jedes Werkes einige Zeilen widmet und der tontechnisch sehr angenehm transparent und trotzdem klangvoll eingefangenen Atmosphäre handelt es sich um eine sehr gut hörbare Gesamtausgabe der Sonaten. Damit bietet dieses Duo einen wertvollen Beitrag, ohne in die erste Reihe der Interpretationen zu gelangen.
The performers of this complete recording of Beethoven’s sonatas for piano and violin are musicians who have been established for years and who have come together for this recording. They offer a largely consistent style to their interpretations. Only the three early sonatas, Op. 12, seem a bit distantly considered and performed with less intensity.
But from the Spring Sonata on, at the latest, the two performers are in their element and show with an intense and animated performance that they have fully absorbed this music and want to pass on their enthusiasm. They succeed on the one hand with deliciously carefully polished slow passages as well as lively whirling fast sections.
On the one hand, they offer interpretations that seem spontaneous, in which, in the heat of the moment, a chain of small note values does not become metrically perfect or the cohesion weakens in the moment. But these are trifles, if one hears the supporting statement of the music, which seems to have arisen out of the moment.
On the other hand, the sections that can be called up individually for each variation in the three variation movements already indicate that the interpreters have taken on the task in a precisely circumscribed manner. Thus, phases can also be heard which lack the liveliness otherwise displayed.
Another aspect is also interesting. The sonatas already bear in their title, works for piano and violin, the hint that the keyboard instrument is of great importance, even if Beethoven advanced in the cycle with seven-league boots in the sense of equality of the instruments. And against this background, Thibaudet shows sensitivity to the harmonies and also virtuosity, carefully phrasing in the touch as he does subtly spun work on the keys even in quiet passages. That is pianistically impeccable. And from this develops a tense listening for the piano part, where the ears often focus especially on this voice (and this from someone who plays the violin!)
Not to give the wrong impression, Midori also knows how to make the most of the possibilities her instrument offers, both technically and for expression. And she puts this to good use, carefully shaping her voice to suit each work.
Together with the booklet, which dedicates a few lines to the genesis of each work, and the sound-technically very pleasantly transparent and yet sonorously captured atmosphere, this is a very listenable complete edition of the sonatas. Thus, this duo offers a valuable contribution without being in the forefront of interpretations.