Friedrich Gernsheim (1839-1916) war ein enger Freund von Johannes Brahms, und auch Hans von Bülow setzte sich nachhaltig für ihn ein. Seine Musik wurde später von den Nazis so erfolgreich verboten, dass auch nach dem braunen Terror kaum jemand noch von dem Komponisten sprach, geschweige denn seine Werke aufführte. Erst spät im zwanzigsten Jahrhundert kam es zu einigen Aufnahmen.
Seine zwei Violinkonzerte und das Fantasiestück op. 33 sind hochromantisch im besten Sinn, und sehr melodisch (auf die Wichtigkeit der Melodie war Gernsheim von keinem anderen hingewiesen worden als von Gioachino Rossini). Und Gernsheim schrieb alles andere als bloß ‘liebenswürdige’ Musik. Die beiden substanzreichen Konzerte sind wirklich ausgefeilt und von kompositorischen Raffinement, sehr ‘geigerisch’ und nicht nur in den langsamen Mittelsätzen lyrisch, weil hier bei aller Virtuosität das Gesangliche im Vordergrund steht.
Mit Linus Roth konnte cpo für dieses Projekt einen Geiger gewinnen, der sein großes Talent gerade in zu Unrecht vernachlässigten Werken des Repertoires bewiesen hat.
Die technisch hohen Anforderungen scheinen Roth gar keine Mühe zu bereiten. Deshalb klingt sein Violinspiel auch so frei, in keinem Moment forciert, und es zeigt warmherzige Beseeltheit, ohne ins säuselnd Sentimentale abzugleiten.
Die wunderbaren langsamen Sätze und das schwelgerische Fantasiestück interpretiert Roth mit einem sehr reinen, glasklaren, doch stark wirkenden Ton von großer Leuchtkraft.
Roths Intensität des Musizierens begegnet das Orchester unter Johannes Zurl mit viel Engagement.