
Die schon Jahrzehnte zurückliegenden Aufnahmen bringen zwei umfangreiche Messen von Haydn und Mozart, bekannt als Nelson- bzw. Waisenhausmesse, zu Gehör. Aufgenommen hat sie das ORF Radio-Symphonieorchester Wien mit dem Dirigenten Michael Gielen sowie Chören und Gesangssolisten.
Haydn schrieb die Missa in angustiis zum Ende seiner Karriere. Sie zählt zu den Höhepunkten seiner kirchlichen Werke. Mozart schuf seine Messe in seinem zwölften Lebensjahr. Beide Kompositionen bieten wechselnde Abschnitte, mal feierlicher, mal freudiger Stimmung, alles voller Energie.
Für Solisten, Chor und Orchester ergeben sich jeweils interessante Aufgaben. Die Aufnahmen entstanden bei der Messe von Mozart auch mit Solisten der Wiener Sängerknaben. So war Max Emanuel Cencic bei der Aufnahme gerade 15 Jahre alt.
Gielen gibt den Werken intensive nach vorn gerichtete Deutung, die die Energie und Freude, die in den Messen steckt, in den Vordergrund stellt. Doch geht er dabei nicht so weit, den kirchlichen Kontext und die Gemessenheit zu überspielen. Von dem wie eine Ouvertüre wirkenden Kyrie bei Mozart bis hin zum feierlich jubelnden Schlussteil im Agnus Dei bei Haydn führt Gielen die Mitwirkenden zu angeregt expressivem Singen bzw. Spielen, dass er sicher in koordinierten Bahnen hält. So vernommen weiß jeder die ehrerbietige Feier des Gottesdienstes zu genießen.
Alle Beteiligten bieten hochexpressives Musizieren mit Drang zum Leuchten lassen der Musik an, was den Stücken eine ebenso packende Aussage gibt wie sie wie sie auch ihre gesungenen oder muszierten Partien in bester Manier darzustellen wissen. Hier wurde ein Archivfund gehoben, der zugewandtes Musizieren auf hohem Standard erkennen lässt.
The recordings, which date back decades, feature two extensive masses by Haydn and Mozart, known as the Nelson and Orphanage Masses. They were recorded by the ORF Vienna Radio Symphony Orchestra with conductor Michael Gielen as well as choirs and vocal soloists.
Haydn wrote the Missa in angustiis at the end of his career. It is one of the highlights of his sacred works. Mozart created his mass in his twelfth year. Both compositions offer alternating sections, sometimes solemn, sometimes joyful, all full of energy.
There are interesting tasks for the soloists, choir and orchestra in each case. The Mozart mass was also recorded with soloists from the Vienna Boys’ Choir. Max Emanuel Cencic was just 15 years old when the recording was made.
Gielen gives the works an intensive, forward-looking interpretation that emphasizes the energy and joy that is contained in the masses. However, he does not go so far as to overplay the ecclesiastical context and the measured nature. From Mozart’s Kyrie, which seems like an overture, to Haydn’s solemnly jubilant final section in the Agnus Dei, Gielen leads the performers into animatedly expressive singing and playing, which he keeps securely coordinated. When heard in this way, everyone knows how to enjoy the reverent celebration of the service.
All those involved offer highly expressive music-making with the urge to let the music shine, which gives the pieces an equally gripping message as they know how to present their sung or played parts in the best possible manner. An archive find has been unearthed here that reveals music-making of a high standard.