Neben den wohl im Studio eingespielten Werken von Beethoven bietet diese Sammlung mit der vierten CD noch eine veritable Zugabe, wenn nicht gar in gewisser Weise die Hauptscheibe. Darauf sind vier französische Sonaten (von Debussy nur Intermezzo und Finale) in Aufnahmen aus Auftritten in Aix-en-Provence vereint. Und dieses Repertoire lag den beiden Musikern besonders am Herzen und in den Fingern.
Wobei, bei Francescatti und Casadesus etwas zu finden, was nicht geglückt gespielt wird, ist nicht einfach. Beide gehören eher einem spröde wirkenden Typus an, der vielleicht abweisend und auch desinteressiert erscheint – bis es an die Musik geht. Hier werden keine Abstriche und Einschränkungen zugelassen. Beide sind vollkommen fokussiert und schaffen es trotzdem, nicht akademisch zu spielen, oder es klingen zu lassen, als ob sie sich eben mal der Aufgabe entledigen. Vielmehr strömen ihre Interpretationen über von einer Spontanität und Frische, die man nicht unbedingt erwarten würde. Denn beide Künstler, die erst zusammen fanden, als beide schon herausragende Einzelkünstler waren, haben sich Jugend und Drang im Spiel erhalten.
Zeichnet sich auch das Spiel von Francescatti durch einen betörenden Lyrismus, seine Noblesse und seine Kantabilität aus, bei der keine spieltechnischen Geräusche oder gar Schwächen zu bemerken sind, so ist es doch immer gespannt und ausdrucksvoll. Nur verzichtet er weitestgehend auf zugespitzte Akzentuierungen. Sein Spiel ist geprägt von einer mühelosen Technik, die braucht er nicht, die hat er, und großer Ausdruckswärme und klanglicher Eleganz.
Robert Casadesus steht daneben als ein kühles, beherrschtes Naturell. Wie nur wenige Pianisten seiner Zeit konnte er glasklar und durchdacht gestalten, wobei es auch ihm mühelos gelang, die Spielfreude und Intensität trotzdem herauszuholen.
Und zusammen überwältigt das so mühelos wirkende gemeinsame und aufeinander abgestimmte Spiel, das es wie von einer Person wirkt. Hier müsste man schon mikroskopisch arbeiten, um Diskrepanzen oder ein fehlendes Verständnis für die Intention des anderen vermerken zu können. Das ist eine wirklich großartige Verständigung.
Beethoven klingt im Sinne des beschriebenen Stils beinahe edel und weich, anders als bei mitunter stark akzentuiert agierenden Kollegen. Doch auch hier ist die Musik trotzdem hoch spannend und den Hörer aufsaugend. Es wird nicht irgendwie langweilig oder fade. Wenn man denn unbedingt etwas finden wollte, mag man in der letzten Sonate op. 96 eine leichte Konzentrationsschwäche hören.
Die vierte CD mit dem im Konzert mitgeschnittenen französischen Programm, deswegen am Ende auch Applaus und eine Radioabsage, gehört mit zu den ältesten Aufnahmen dieses Paketes, so dass die ältere Technik hier deutlicher wird. Aber das tut dem Erlebnis, diese beiden Künstler in der größeren Anspannung des Konzertes heute noch hören zu dürfen, keinen Abbruch. Im Gegenteil, es inspiriert.
Neben den Listen mit den Satzbezeichnungen und Spieldauern liefert das beigefügte Blättchen nur wenige Worte zu den Künstlern.