Die zwei Violinsonaten aus Polen, die im 19. Jahrhundert entstanden, stammen aus der Zeit, in der Musik als nationale Angelegenheit betrachtet wurde. Zu ihrer Zeit erfolgreich, wurden diese Werke zumeist vergessen, da man sie zu sehr an österreichische und deutsche Vorbilder angelehnt empfand. Dennoch haben diese Kompositionen auch heute noch einiges zu bieten.
Zygmunt Noskowski, Student von Moniuszko und später in Berlin bei Friedrich Kiel, wurde ab 1880 in Warschau u. a. Professor für Komposition am Konservatorium. Seine Violinsonate mit Variationen im Mittelsatz und ihrem ausgedehnten Umfang zeigt den Einfluss von Beethovens Kreutzer-Sonate. Die Sonate eröffnet zunächst nachdenklich, wird eindringlich fortgesetzt bis zu einem opulenten Höhepunkt, bevor ein dramatisches und entscheidendes Ende erreicht wird. Der folgende Satz bietet fünf Variationen. Im dritten Satz ist anfangs der Einfluss von Brahms erkennbar. Das Werk endet eindringlich mit einer spannungsgeladenen Coda, in der Violine und Klavier sich hitzig verfolgen.
Wladyslaw Zelenski studierte in Krakau, in Prag und in Paris. Die Violinsonate zeigt die konservative, jedoch nicht reaktionäre Ausdrucksweise von Zelenskis Reifezeit. Dem prägnanten ersten Satz folgt ein elegantes und dialogisch ansprechendes Intermezzo. Nach düsterer und gravitätischer Einleitung entfaltet sich der dritte Satz lebhaft, bevor das Werk entschieden schließt.
Die Interpretinnen bieten diese beiden Werke ebenso frisch ungekünstelt wie auch sorgsam ausgestaltet an. Sowohl die Geigerin Laurence Kayaleh wie auch die Pianistin Bernadene Blaha blicken auch auf geographisch weitgestreute Aktivitäten. Diese Erfahrungen wissen sie hier in sehr ansprechende Interpretationen umzusetzen, die die beiden Künstlerinnen als sensitive Akteurinnen zeigen. Neben innehaltenden Momenten der Darstellung bieten sie kraftvoll ausgreifende Passagen an, so dass die Musik sowohl ihre Ruhepunkte findet wie auch aktiv vorangetrieben wird. Abgesehen von harschen Ansätzen der Geigerin im dritten Satz bei Noskowski heben die Musikerinnen mit ihrem engagierten und gepflegten Spiel die Qualitäten der beiden Werke, so dass sich das Hören sehr lohnt.
The two violin sonatas from Poland, written in the 19th century, date from a time when music was regarded as a national affair. Successful in their day, these works were mostly forgotten as they were considered to be too similar to Austrian and German models. Nevertheless, these compositions still have a lot to offer today.
Zygmunt Noskowski, a student of Moniuszko and later of Friedrich Kiel in Berlin, became a professor of composition at the Warsaw Conservatory in 1880. His violin sonata with variations in the middle movement and its extended length shows the influence of Beethoven’s Kreutzer Sonata. The sonata opens pensively at first, before building up to an opulent climax and reaching a dramatic and decisive end. The following movement offers five variations. The influence of Brahms is initially recognizable in the third movement. The work ends forcefully with a tense coda in which the violin and piano pursue each other heatedly.
Wladyslaw Zelenski studied in Krakow, Prague and Paris. The violin sonata shows the conservative, but not reactionary, style of Zelenski’s mature period. The concise first movement is followed by an elegant and dialogically appealing intermezzo. After a sombre and solemn introduction, the third movement unfolds vividly before the work concludes decisively.
The performers offer these two works in a way that is both freshly unaffected and carefully shaped. Both violinist Laurence Kayaleh and pianist Bernadene Blaha can also look back on geographically wide-ranging activities. They know how to translate these experiences into very appealing interpretations that show the two artists as sensitive players. In addition to pausing moments of performance, they offer powerful, expansive passages, so that the music both finds its resting points and is actively driven forward. Apart from harsh approaches by the violinist in Noskowski’s third movement, the musicians enhance the qualities of both works with their committed and cultivated playing, making it well worth listening to.