Roberto Gerhard war ein spanischer Komponist, der 1896 als Sohn eines Schweizer Weinhändlers und einer elsässischen Mutter geboren wurde und 1970 in Cambridge starb. Gerhard war ein Schüler Schönbergs, er studierte ebenfalls in Barcelona bei Enrique Granados. Hört man sich seine beiden hier vorliegenden Streichquartette und die Chaconne für Solo-Violine an, so fällt es einem schwer zu glauben, dass dieser fantastische Komponist heute in Vergessenheit geraten ist. Das ‘Arditti Quartet’ hat jedenfalls den Wert von Gerhards Musik erkannt und bringt seine beiden Streichquartette in atemberaubenden Interpretationen heraus.
Die Einflüsse von Schönberg sind spürbar, ohne aber direkte Bezüge zu nehmen. Auch katalanische Volksweisen werden künstlerisch verarbeitet, so wie es Bartok und Janacek mit ihrer lokalen Volksmusik auch getan haben.
Die beiden Quartette bieten sehr dichte Musik, vor allem das 2. Quartett aus den Sechzigerjahren besitzt mindestens genau so starke Momente wie die Quartette von Shostakovich. Aber auch das 1. Streichquartett aus den Fünfzigerjahren besticht durch seine klare und richtungsweisende Sprache. Wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit viele europäische Komponisten neue Wege suchten und den Bruch mit der Tradition herbeiführten, so wirkt gerade dieses 1. Quartett wie ein Fels in der Brandung, verknüpft es doch auch wunderbare Weise Tradition und Aufbruch. Mustergültig ist in diesem Sinne auch die von Bach inspirierte Chaconne. In den mitreißenden und nuancierten Interpretationen des ‘Arditti Quartet’ erlebt der Hörer hier Quartettkunst des 20. Jahrhunderts auf allerhöchstem Niveau.
Totally ravishing chamber music from an unknown Spanish composer, in first rate performances.
Le ‘Quatuor Arditti’ se fait l’avocat d’une musique injustement négligée et la porte au plus haut niveau.